
Die Transformation zur Elektromobilität stellt die Automobilindustrie in Deutschland vor immense Herausforderungen. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), warnt eindringlich vor „erheblichen Arbeitsplatzeffekten“, die aus diesem Umbruch resultieren werden. Bei einem Vortrag während des Ludwig-Erhard-Gipfels unterstrich sie die Risiken, die mit dem Umstieg auf elektrisch betriebene Fahrzeuge verbunden sind.
Aktuelle Stellenabbau- und Werksschließungen bei bedeutenden Unternehmen wie VW, Bosch, Woco-Group, Schaeffler, Hirschvogel und Ford in Köln verdeutlichen die Dramatik der Situation. Laut einer Studie sind bis zu 260.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet, wenn sich die Automobilindustrie nicht adäquat an die neuen Gegebenheiten anpasst.
Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit
Die Autoindustrie plant in den kommenden vier Jahren Investitionen von insgesamt rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, zusätzlich zu 220 Milliarden Euro in Sachinvestitionen. Müller betont jedoch, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland international nicht wettbewerbsfähig sei und dringende politische Maßnahmen erforderlich sind, um dem entgegenzuwirken. Dazu gehören verlässlich niedrigere Energiepreise, ein konkurrenzfähiges Steuer- und Abgabensystem sowie der Abbau bürokratischer Hürden.
Ein zentraler Aspekt ihrer Forderungen ist die Notwendigkeit einer aktiven Handelspolitik der EU. Diese solle dazu dienen, Handelsabkommen abzuschließen und Handelshemmnisse abzubauen. Besonders entscheidend sind Rohstoffabkommen, die für die Elektromobilität – insbesondere für Batterien – notwendig sind.
Wertschöpfung und Perspektiven für Arbeitnehmer
Müller legt großen Wert darauf, die Wertschöpfung in Deutschland zu erhalten und auszubauen. Die Transformation zur Elektromobilität führt allerdings dazu, dass weniger Komponenten benötigt werden, was direkte Auswirkungen auf Arbeitsplätze hat. Um die negativen Effekte abzufedern, spricht sie sich für den Aufbau von Netzwerken zwischen Unternehmen aus, die Arbeitskräfte suchen und solchen, die Arbeitsplätze in Frage stellen.
Ebenfalls wichtig ist es, Perspektiven für die Menschen in Deutschland zu bieten, um populistischen Parteien entgegenzuwirken. Müller fordert von Wirtschaft und Politik, Verantwortung zu übernehmen und die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Zukunft der Automobilindustrie zu sichern und den Arbeitsplatzeffekten entgegenzutreten. Die Aufmerksamkeit muss nicht nur auf die Quantität der Arbeitsplätze gelegt werden, sondern auch auf die Qualität der zukünftigen Arbeitsplätze, die in einer sich wandelnden Branche notwendig sein werden.
Die Herausforderungen der Automobilindustrie sind somit nicht nur eine Frage von Arbeitsplätzen, sondern betreffen die gesamte Struktur und den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands in der Zukunft.