
Die Bundesregierung plant eine weitreichende Reform im Bereich der Wohngebäudeversicherung, die Hausbesitzer künftig vor Klimaschäden besser absichern soll. In einem Koalitionsvertrag haben die SPD und CDU beschlossen, eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden einzuführen. Diese Maßnahme wurde als Antwort auf die verheerenden Hochwasserschäden formuliert, die vor allem im letzten Jahr in Süddeutschland aufgetreten sind. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) kündigte an, dass die Einführung der Pflichtversicherung noch in der laufenden Legislaturperiode erfolgen soll. Ziel ist es, finanzielle Überforderungen für Hauseigentümer und Mieter zu vermeiden, so Hubig.
Aktuell sind jedoch nur rund 54% der Privathäuser in Deutschland gegen Elementarschäden wie Hochwasser versichert. Trotz dieser Zahl verursachen Extremwetterereignisse jährlich Schäden in Milliardenhöhe, zuletzt wurden für 2024 beispielsweise 5,5 Milliarden Euro an Schäden prognostiziert. Die Hochwasserereignisse im Ahrtal im Jahr 2021 führten zu Versicherungsschäden von fast 9 Milliarden Euro. Experten warnen, dass eine Pflichtversicherung jährliche Mehrkosten zwischen 120 und über 1600 Euro für Hausbesitzer bedeuten kann, je nach Gefahrenzone der Wohnimmobilie. Vermieter haben zudem die Möglichkeit, die zusätzlichen Kosten auf ihre Mieter umzulegen, was zu weiteren finanziellen Belastungen führen könnte.
Details zur geplanten Pflichtversicherung
Im Kern der geplanten Reform steht die Pflichtversicherung gegen Starkregen, Hochwasser und andere Naturkatastrophen. Diese Anforderungen gelten zunächst für alle Neuverträge im Bereich der Wohngebäudeversicherungen, während bestehende Verträge bis zu einem bestimmten Stichtag um die Elementarschadenabsicherung erweitert werden müssen. Es wird eine staatliche Rückversicherung eingeführt, die dazu dient, die Risiken und Kosten für private Versicherungsunternehmen zu kontrollieren und somit die Prämien für Hausbesitzer stabil zu halten.
Gefahrenzone | Jährliche Kosten (ca.) |
---|---|
Gefahrenzone 1 | 120 Euro |
Gefahrenzone 2 | 305 Euro |
Gefahrenzone 3 | 1420 Euro |
Gefahrenzone 4 | über 1600 Euro |
Die geplante Reform zielt also darauf ab, die Risiken, die durch Klimawandel und Naturkatastrophen entstehen, gerechter zu verteilen. Professor Tobias Just hebt hervor, dass eine Pflichtversicherung langfristig Vorteile für die Volkswirtschaft mit sich bringen könnte, insbesondere durch eine bessere Risikoverteilung. Dennoch warnen Kritiker, dass die Einführung der Pflichtversicherung möglicherweise zu einer Entlastung des Staates führen könnte, wodurch Investitionen in präventive Schutzmaßnahmen vernachlässigt werden.
Besonders gefährdete Regionen in Deutschland sind Sachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz, in denen insgesamt mehr als 320.000 Adressen als hochwassergefährdet eingestuft sind. Die Regierung zieht unter anderem eine „Opt-out-Lösung“ für bereits bestehende Hausbesitzer in Betracht, um finanzielle Härten zu mindern. Die kommenden Monate dürften aufschlussreich sein, wie diese gesetzgeberischen Bestrebungen konkret umgesetzt werden und welche Auswirkungen sie auf die Hausbesitzer in Deutschland haben.