
In den letzten Monaten hat sich die Stimmung internationaler Investoren gegenüber Deutschland deutlich gewandelt. KfW-Chef Stefan Wintels berichtet von wachsendem Interesse an Investitionen in Deutschland, besonders in den Bereichen Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz. Dieser Zeitpunkt wird von vielen als günstig erachtet, um Kapital aus dem Ausland zu gewinnen, insbesondere weil viele institutionelle Investoren, die in den USA überinvestiert sind, nach neuen Möglichkeiten in Europa suchen. Wintels beobachtet ein steigendes Interesse bei Roadshows in Metropolen wie New York, London und Zürich.
Ein zentraler Grund für diesen rasanten Stimmungswechsel ist die politische Stabilität Deutschlands. Investoren bevorzugen Standorte, die Verlässlichkeit und Stabilität bieten. Wintels hebt den Koalitionsvertrag hervor, der entscheidende Anknüpfungspunkte für Investitionen bietet, darunter die Modernisierung der Infrastruktur, den Bürokratieabbau, die Digitalisierung, die Fachkräfteeinwanderung und die Klimaziele für 2045. Er macht deutlich, dass massive Summen mobilisiert werden müssen, um zukünftige Investitionen zu sichern, während Deutschland über neun Billionen Euro an privatem Finanzvermögen verfügt.
Herausforderungen für Investitionen
Dennoch sieht Wintels Herausforderungen im regulatorischen Umfeld. Die starke Regulierung der Finanzbranche in Europa halte Geldhäuser und Versicherer von bestimmten Finanzierungen ab. Er fordert eine Prüfung bestehender Vorschriften, um notwendige Anpassungen vorzunehmen, ohne die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden. Zudem wird dringend Kapital aus Asien, dem Nahen Osten, Großbritannien, den USA und Kanada benötigt.
Ein Blick auf die allgemeine Stimmung unter europäischen Unternehmen zeigt, dass die Bereitschaft, in nachhaltige und digitale Transformationsprozesse zu investieren, wächst. Laut einer Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) haben bereits 61 % der EU-Unternehmen in Klimaschutz investiert, was einen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt (56 % im Jahr 2023 und 53 % im Jahr 2022). Darüber hinaus nutzen 74 % der Unternehmen digitale Technologien, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Veränderungen in der Unternehmenslandschaft
Die Umfrage hat auch interessante Einblicke in die Herausforderungen der Unternehmen gegeben. Trotz der Investitionsbereitschaft sehen 46 % der EU-Unternehmen hohe Energiekosten als erhebliche Hürde an, und 34 % betrachten die grüne Wende als geschäftliches Risiko. Dennoch zeigen 27 % der Unternehmen eine positive Perspektive auf den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft innerhalb der nächsten fünf Jahre. Auch der Druck aus den USA ist beachtlich, da 90 % der Unternehmen dort Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgasemissionen ergreifen.
Die EIB plant einen Aktionsplan zur Unterstützung der Kapitalmarktunion und zur Schließung der Finanzierungslücke, wobei die Umfrage Daten von rund 12.000 Unternehmen in der EU und eine Vergleichsgruppe aus den USA umfasst. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass sich sowohl Investoren als auch Unternehmen zunehmend mit den Themen Klimaschutz und digitale Transformation beschäftigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland vor einem Wendepunkt steht: Das wachsende Interesse internationaler Investoren und die fortschreitenden Maßnahmen europäischer Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit könnten einen bedeutenden Beitrag zur Zukunftssicherung des Landes leisten. Wintels‘ Einschätzung und die Ergebnisse der EIB-Umfrage sind klare Indikatoren dafür, dass der Standort Deutschland wieder an Attraktivität gewinnt.
Für weitere Informationen lesen Sie den vollständigen Artikel auf Welt und die EIB-Pressemitteilung auf EIB.