
Knapp ein Viertel aller Rentner in Deutschland lebt von weniger als 1500 Euro im Monat. Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts, die vom Bündnis Sahra Wagenknecht in Auftrag gegeben wurde, sind es 4,4 Millionen Rentner, die von diesem niedrigen Einkommen betroffen sind, was einer Quote von 23,8 Prozent entspricht. Die Daten verdeutlichen die prekären Lebensbedingungen vieler älterer Menschen in der Bundesrepublik, die in der öffentlichen Diskussion an Bedeutung gewinnen.
Gleichzeitig zeigt die Auswertung, dass über die Hälfte der Rentner – konkret 9,5 Millionen Personen oder 51,8 Prozent – über 2000 Euro monatlich zur Verfügung haben. Dies lässt auf eine deutliche Einkommenskluft innerhalb der Rentnergeneration schließen. Der Rückblick auf die vorangegangenen Jahre zeigt einen besorgniserregenden Anstieg derjenigen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. 2024 lebten 1,35 Millionen Rentner von weniger als 1100 Euro, während 2022 noch 1,79 Millionen von dieser Summe betroffen waren.
Armutsgrenze und politische Reaktionen
Ein Großteil der gesetzlichen Renten in Deutschland bewegt sich unterhalb der Armutsgrenze von 1250 Euro monatlich. So belegen die Daten, dass 10,1 Millionen Deutsche weniger als 1100 Euro aus ihrer gesetzlichen Rente erhalten. Auch 12,4 Millionen Rentner, das entspricht 66,6 Prozent, bekommen weniger als 1300 Euro monatlich, während sogar 15,1 Millionen Rentner weniger als 1600 Euro erhalten, was 81,1 Prozent aller Rentner ausmacht. Diese besorgniserregenden Zahlen haben das Bündnis Sahra Wagenknecht dazu veranlasst, politisches Eingreifen zu fordern, um die Lebensbedingungen der Rentner zu verbessern.
Das neue Rentenpaket II, das von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) angekündigt wurde, steht bereits unter Kritik. Während die Ampel-Koalition versucht, das Rentenniveau zu stabilisieren und Kapitalmarkterträge zur Finanzierung zu nutzen, äußern die Grünen, dass das Paket nicht für notwendige Entlastung sorgt.
Ältere Generation und Vermögensverteilung
Ein drastischer Widerspruch zur Annahme wachsender Altersarmut kommt von Professor Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg. Er hat darauf hingewiesen, dass ältere Menschen in Deutschland das höchste Vermögen im Vergleich zu anderen Altersgruppen besitzen. Dies stellt die geteilte Wahrnehmung der Lebensrealität von Rentnern in einen neuen Kontext und zeigt, dass die finanzielle Situation von Senioren differenzierter betrachtet werden muss.
Sahra Wagenknecht selbst bezeichnete die aktuelle Situation als „Armutszeugnis für unser Land“. Die wachsende Kluft zwischen den Einkommensschichten weist auf die Notwendigkeit einer umfassenden Reform hin. Die Ampel-Koalition befindet sich somit in einem zunehmenden Konflikt bezüglich der Rente, was eine bedeutende Herausforderung für die politische Agenda des Landes darstellt.
Die Problematik verstärkt sich zudem durch die aktuelle wirtschaftliche Lage, die viele Bürger daran hindert, für das Alter vorzusorgen. Eine Umfrage von Axa enthüllt, dass 32 Prozent der Deutschen seit dem Ukraine-Krieg weniger sparen. Von den 18- bis 24-Jährigen sorgen 47 Prozent privat fürs Alter vor, während bei den 25- bis 34-Jährigen 63 Prozent dies ebenfalls tun. Doch trotz scheinbar positiver Ansätze haben 59 Prozent den Wunsch, mehr zu sparen, können sich dies jedoch oft nicht leisten.
Mit der Bundestagswahl 2025 soll eine Volksabstimmung über das Rentensystem stattfinden, was möglicherweise neue Impulse für die Diskussion über Altersvorsorge und soziale Absicherung setzen könnte. Diese abrissreiche Diskussion zeigt, dass die Bevölkerung ein starkes Interesse daran hat, die Weichen für eine bessere Altersvorsorge zu stellen und sich aktiv in die Gestaltung des Rentensystems einzubringen.