
Der „Construction Markets Insights Report“ von Linesight prognostiziert einen Aufschwung im EU-Bausektor, nachdem die europäische Bauwirtschaft nach einem schwierigen Jahr 2024 Anzeichen der Stabilisierung zeigt. Insbesondere Deutschland wird im europäischen Mittelfeld mit einem erwarteten Wachstum von 0,9 % im Jahr 2025 und 2,9 % im Jahr 2026 eingestuft. Dieses Wachstum wird durch ein umfassendes Infrastrukturpaket der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro unterstützt. Die moderate Entwicklung der Baukosten trägt dazu bei, dass sich die Preise für zentrale Baustoffe wie Kupfer, Stahl und Diesel stabilisieren.
Besonders positiv entwickelt sich der Rechenzentrumsmarkt in Deutschland, der als dynamisch beschrieben wird. Die IT-Kapazität soll bis 2029 auf 3,3 GW ansteigen, was einen sprunghaften Anstieg von 1,3 GW im Jahr 2024 darstellt. Frankfurt bleibt weiterhin das Zentrum der Rechenzentrumsentwicklung, während auch das Rhein-Main-Gebiet, Berlin und das Rheinland erschlossen werden. Zudem stammen 88 % des Stroms für die deutschen Rechenzentren aus erneuerbaren Energien.
Globale Herausforderungen und Chancen
Ungeachtet der positiven Entwicklungen in Deutschland zeigt die Bauindustrie weltweit ein vielschichtiges Bild. Wie xpert.digital berichtet, variieren Wachstum und Herausforderungen regional. Während der Wohnungsbausektor in vielen entwickelten Volkswirtschaften stagnierend ist, erlebt der Infrastrukturbereich dank staatlicher Investitionsprogramme einen Aufschwung. Dies spiegelt sich auch in Deutschland wider, wo für 2023 ein realer Umsatzrückgang von etwa 3,5 % prognostiziert wird, bevor eine leichte Abschwächung im Folgejahr erwartet wird.
Die Stimmung im deutschen Bauhauptgewerbe zeigt eine leichte Aufhellung. Dennoch bleibt sie gedämpft, insbesondere im Wohnungsbau, der stark betroffen ist und einen Umsatzrückgang im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen muss. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen liegt weit unter den Zielen der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Hohe Bau- und Finanzierungskosten sowie regulatorische Hürden belasten zusätzlich den Wohnungsbau.
Infrastruktur und erneuerbare Energien
Die Infrastrukturausgaben befinden sich hingegen im Aufwind. Deutschland plant bis 2032, über 10.000 Kilometer neue Stromleitungen zu bauen und 7.000 Kilometer bestehende Netze zu modernisieren. Diese Investitionen sind Teil der EU-Strategie zur Dekarbonisierung, die anstrebt, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf mindestens 42,5 % zu erhöhen. In Spanien werden neue Leitungen auf einer Länge von etwa 5.000 Kilometern geplant, was die Zusammenarbeit innerhalb der EU weiter vorantreibt.
Die Herausforderungen der Bauindustrie bleiben nicht aus: Fachkräftemangel, steigende Baukosten und geopolitische Unsicherheiten belasten die Rentabilität von Bauprojekten weltweit. Mehr als die Hälfte der Bauunternehmen in Deutschland haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Zudem ist die Zahl der Insolvenzen im Bauhauptgewerbe gestiegen. In der EU insgesamt zeigt die Bauproduktion ein heterogenes Bild, wobei in der Eurozone ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist, während die gesamte EU einen Rückgang erlebt.
Die EU-Wiederaufbaufonds identifizieren Infrastrukturprojekte als entscheidenden Wachstumstreiber, der in den kommenden Jahren von zentraler Bedeutung sein dürfte. Trotz aller Herausforderungen ist die Bauindustrie ein fundamentaler Pfeiler der Weltwirtschaft, der sich auch in Zukunft dynamisch entwickeln könnte.