
Das Barometer für die Konjunkturerwartungen in Deutschland hat im Juni einen unerwarteten Anstieg erfahren. Wie fuw.ch berichtet, stieg der Wert um 22,3 Punkte auf 47,5 Zähler. Dieser starke Anstieg überrascht, da Ökonomen nur eine Erhöhung auf 35,0 Punkte prognostiziert hatten.
Die Umfrage, die unter 200 Investoren und Analysten durchgeführt wurde, weist darauf hin, dass die Finanzmarktakteure optimistischer auf die zukünftige Entwicklung der deutschen Wirtschaft blicken. ZEW-Chef Achim Wambach hebt hervor, dass gestiegene Investitionen und eine robustere Konsumnachfrage als positive Faktoren identifiziert wurden.
Finanzpolitische Impulse und Zinssenkungen
Ein weiterer Aspekt, der zu dieser optimistischen Einschätzung beiträgt, sind die finanzpolitischen Maßnahmen der neuen Bundesregierung, die laut Experten positive Impulse für die Wirtschaft geben könnten. Darüber hinaus könnten die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) die aktuelle wirtschaftliche Stagnation in Deutschland beenden. DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle stimmt dem zu und betont, dass das Vertrauen in die neue Regierung gewachsen ist, nachdem der Handelskonflikt mit den USA überwunden ist.
Dennoch gibt es neue Risiken, die die Konjunktur belasten könnten. Der Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und Iran hat potenziell schwerwiegende Folgen, darunter steigende Ölpreise und fallende Aktienkurse. Diese Unsicherheiten könnten die momentane positive Stimmung schnell trüben.
Aktuelle Lage und BIP-Prognosen
Das Barometer für die aktuelle Lage ist ebenfalls gestiegen, um 10,0 Punkte auf minus 72,0 Zähler. Dies stellt die größte Verbesserung seit über zwei Jahren dar, obwohl die Ökonomen lediglich mit einer Verbesserung auf minus 75,0 Punkten gerechnet hatten. Dennoch hat Deutschland weiterhin den schlechtesten Wert aller Euroländer in Bezug auf die aktuelle Lage.
Im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung haben mehrere führende Forschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen für 2025 und 2026 angehoben. Das Ifo-Institut, RWI und IfW rechnen für 2025 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3%, während das IWH sogar 0,4% erwartet. Für das folgende Jahr wird ein Anstieg des BIP um etwa 1,5% prognostiziert.
Der ZEW-Finanzmarkttest, der seit 1991 monatlich durchgeführt wird, befragt bis zu 300 Expertinnen und Experten aus Banken, Versicherungen sowie Finanzabteilungen von Großunternehmen. Ziel der Umfrage ist es, Einschätzungen und Prognosen zu internationalen Finanzmarktdaten zu sammeln. Die dabei ermittelten ZEW-Konjunkturerwartungen gelten als wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Lage in Deutschland und werden in regelmäßigen Abständen im ZEW-Finanzmarktreport veröffentlicht.