Wirtschaft

BaFin deckt Mängel in Lebensversicherungsberatung auf: Mystery Shopping zeigt Risiken!

Die Finanzaufsicht Bafin hat bei der Beratung und dem Verkauf von Lebensversicherungen sowie Versicherungsanlageprodukten signifikante Auffälligkeiten festgestellt. In einer umfassenden Mystery-Shopping-Aktion wurden zwischen März und Juni 2024 insgesamt 72 Beratungsgespräche unter die Lupe genommen, wobei sowohl Ausschließlichkeitsorganisationen als auch Bankenvertrieb und angestellter Außendienst als Vertriebskanäle getestet wurden. Sechs Versicherer und deren Vertriebspartner waren in diese Tests involviert. Ziel der Untersuchungen war es, die Qualität der Beratung sowie die Einhaltung von Beratungs-, Informations- und Dokumentationspflichten zu überprüfen, die durch diverse gesetzliche Vorgaben festgelegt sind. Die Bafin führte dafür verdeckte Testkäufe durch, um die Passgenauigkeit der Produkte zu den Anlagezielen der Testpersonen zu bewerten, wie sueddeutsche.de berichtet.

Im Rahmen der Tests kamen zwei unterschiedliche Testkundenprofile zum Einsatz, die im Alter von 30 bis 50 Jahren waren und diverse Liquiditätsbedarfe sowie eine Präferenz für nachhaltige Anlagen aufwiesen. Der Durchführung der Tests lag die Annahme zugrunde, dass Berater die individuellen Wünsche der Kunden in den Mittelpunkt ihrer Empfehlungen stellen sollten. Allerdings zeigten die Ergebnisse, dass nicht alle Berater ihren Pflichten in diesem Aspekt nachkamen.

Ergebnisse der Tests

Die Testergebnisse deckten eine Vielzahl von Mängeln auf. So dokumentierte nur etwa die Hälfte der getesteten Versicherer die Eignung der empfohlenen Produkte ordnungsgemäß. Die Beratungsunterlagen waren häufig unübersichtlich und teils irreführend, was den Testpersonen negativ auffiel. Während die Aufklärung über Risikoniveau und Haltedauer bei den Testkunden positiv bewertet wurde, zeigten 68 von 72 abgeschlossenen Verträgen, dass es sich überwiegend um Multioptionsprodukte handelte. Lediglich vier waren klassische Versicherungsanlageprodukte.

Ein hervorstechendes Ergebnis war, dass 53 der abgeschlossenen Verträge Anlagekomponenten mit Nachhaltigkeitsmerkmalen enthielten. In 94 Prozent der Gespräche wurden die Testkunden über die zu erwartende Rendite informiert, und in 81 Prozent der Fälle gab es Informationen zum Risikoniveau. Die Kosten der Produkte lagen zwischen 0,71 und 3,29 Prozent pro Jahr, wurden jedoch nur in etwa zwei Dritteln der Gespräche angesprochen. Zudem waren die Beratungs- und Vertragsunterlagen oft unübersichtlich, mit häufig über 200 Seiten, was die Nachvollziehbarkeit der Informationen erschwerte.

Ausblick und Maßnahmen

Angesichts der festgestellten Mängel plant die Bafin, mit den betroffenen Unternehmen in Kontakt zu treten, um systematische Probleme zu identifizieren und zu beheben. Nur 19 der 72 getesteten Verträge erfüllten die Kriterien der European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) in Bezug auf Rendite, Risiko und Nachhaltigkeit. Diese Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die Notwendigkeit einer umfassenderen Qualitätskontrolle im Vertrieb von Lebensversicherungen und Versicherungsanlageprodukten. Kunden sollten sich bei der Auswahl ihrer Produkte auf eine fundierte Beratung verlassen können.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert