
Deutschland steht vor einer bedeutenden Herausforderung, wenn es um den Ausbau seiner KI-Infrastruktur und Rechenzentren geht. Bis 2030 sind massive Investitionen von bis zu 60 Milliarden Euro erforderlich, um eine bestehende Kapazitätslücke von 1,4 GW zu schließen. Dies berichtet das Markenartikel Magazin. Aktuelle Analysen zeigen, dass die Kapazität leistungsfähiger Rechenzentren für KI-Anwendungen bis 2030 nahezu verdreifacht werden muss – von derzeit 1,6 GW auf 4,8 GW. Ein Blick auf den Status quo enthüllt, dass momentan lediglich 0,7 GW in Bau sind, während 1,3 GW in Entwicklung sind. Das ergibt eine erhebliche Investitionslücke von mindestens 1,2 GW.
Ein weiteres Problem stellen die hohen Baukosten für Rechenzentren in Deutschland dar. Diese liegen etwa 12% über den Kosten in Amsterdam und sogar 17% höher als in Madrid. Zusätzlich sind die Strompreise in Deutschland fast doppelt so hoch wie in den USA und machen bis zu 60% der Betriebskosten eines Rechenzentrums aus. Vor diesem Hintergrund prognostiziert eine Deloitte-Studie eine Ausfallrate von 20% bei angekündigten Projekten, was die tatsächliche Lücke auf 1,4 GW erhöht.
Strategien zur Schließung der Lücke
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, empfiehlt Deloitte mehrere Maßnahmen. Dazu gehören die Förderung von Private-Public-Partnerships zur Optimierung der Risiko-Rendite-Profile und die Mobilisierung privaten Kapitals. Zudem wird die Regierung als Abnehmer von Rechenkapazitäten vorgeschlagen, um nationale und europäische Unternehmen zu unterstützen. Steuerliche Anreize zur Senkung der Stromversorgungskosten könnten durch Reduzierung von Steuern und Abgaben einen weiteren Beitrag leisten. Ebenso ist die Beschleunigung von Netzanschlüssen und die Nutzung alter Industriestandorte für den Ausbau von Rechenzentren gefordert.
In diesem Kontext plant die EU-Kommission eine Förderung von bis zu 20 Milliarden Euro für den Aufbau von Hochleistungs-Rechenzentren in Europa. Firmen wie SAP, Deutsche Telekom, Ionos und die Schwarz-Gruppe prüfen aktuell den Bau eines gemeinsamen Rechenzentrums, das speziell für KI-Großanwendungen konzipiert ist. Diese Initiative könnte als Teil der EU-weiten Gigafactory-Initiative dienen und auf die digitale Souveränität Europas abzielen.
Ein großes Projekt in Deutschland
Die geplanten Rechenzentren sollen jeweils rund 100.000 KI-Chips der neuesten Generation aufnehmen und komplexe Modelle trainieren. Dieses Projekt könnte das größte seiner Art in Deutschland werden und einen entscheidenden Meilenstein für die europäische KI-Infrastruktur darstellen. Intensive Gespräche zwischen den beteiligten Unternehmen sind bereits im Gange. Auf der letzten „Tech“-Konferenz in Heilbronn wurde die Zusammenarbeit des Konsortiums eindrücklich bestätigt.
Der SAP-Vorstand betont die Notwendigkeit starker Partnerschaften, während der CEO von Ionos die Bedeutung digitaler Souveränität hervorgehoben hat. Die Deutsche Telekom, die 33 Rechenzentren weltweit betreibt, könnte durch dieses Projekt ebenfalls eine strategische Rolle übernehmen. Die Rechenzentren sind speziell für das Training großer Sprachmodelle konzipiert und könnten entscheidend dazu beitragen, Deutschland als aktiven Gestalter der nächsten Generation von KI-Infrastrukturen zu positionieren.Das Datacenter Insider hebt hervor, dass der Erfolg dieses Projekts jedoch auch von der Entscheidung der EU zur Mittelvergabe abhängt.