Wirtschaft

Spargelernte in Brandenburg: Zufriedenheit trifft Mindestlohngräuel!

Die Spargelsaison in Deutschland neigt sich dem Ende zu, und es gibt sowohl positive als auch besorgniserregende Entwicklungen in der Branche. Nach dem 24. Juni, dem Johannistag, wird in der Regel kein Spargel mehr gestochen. Die Betriebe zeigen sich jedoch insgesamt zufrieden mit der Saison, die von guter Qualität und stabilen Preisen geprägt ist. Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Spargelvereins Beelitz in Brandenburg, berichtet von Preisen zwischen 10 und 12 Euro pro Kilo und hebt die hohe Nachfrage während der Feiertage zu Ostern und Pfingsten hervor. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Brandenburg 20.200 Tonnen Spargel geerntet, was 2.000 Tonnen weniger ist als im Vorjahr.

Der Kremmener Spargelhof im Landkreis Oberhavel verzeichnet ebenfalls positive Entwicklungen. Betriebsleiter Malte Voigts äußert, dass sein Betrieb etwa 1000 Tonnen Spargel erntet und dass ausreichend Erntehelfer zur Verfügung stehen. Die Spargelernte, die traditionell per Hand erfolgt, wird insbesondere unter Folien durchgeführt, die das Wachstum steuern. Dennoch werfen die drohenden Kostensteigerungen durch die Diskussion um eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro Schatten auf die Freude über die Ernte.

Herausforderungen durch Lohnkosten

Aktuell liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12,82 Euro pro Stunde. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD wird eine Erhöhung auf 15 Euro im Jahr 2026 jedoch als „erreichbar“ bezeichnet. Jakobs äußert, dass 60 Prozent der Kosten in der Spargelernte Personalkosten sind und zeigt sich besorgt über die Auswirkungen eines höheren Mindestlohns. Einige Betriebe schlagen vor, ausländische Erntehelfer aus Osteuropa von den neuen Regelungen auszunehmen. Voigts hofft auf ein Einsehen in der Debatte und betont das Interesse an der Erprobung von Robotern zur Ernte, um die Arbeitskosten langfristig zu senken.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die auf die Arbeitsbedingungen der Saisonarbeiter:innen hinweisen. Kateryna Danilova, eine Sozialwissenschaftlerin, berichtet im Jahresbericht der Initiative Faire Landarbeit von massiven Problemen wie überteuerten und schlechten Unterkünften, unregulierten Arbeitsvermittlungsstrukturen sowie sexualisierter Ausbeutung. Im vergangenen Jahr arbeiteten 241.000 Saisonarbeiter:innen in der Landwirtschaft, aus vornehmlich osteuropäischen Ländern, Zentralasien, Indien und China.

Kritik an den Arbeitsbedingungen

Saisonarbeiter:innen berichten von extrem langen Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden pro Tag und erhalten oft nur für 8 Stunden Lohn bezahlt. Die hohen Wohnkosten werden von den bereits niedrigen Löhnen abgezogen. Danilova fordert von der Politik eine konsequente Einhaltung des Mindestlohns und eine Regulierung der Unterkunftspreise. In den Betrieben variieren die Reaktionen auf Feldbesuche von Landwirten stark, wobei einige Gespräche erlauben, während andere umgehend zur Abreise auffordern. Verbesserungen wurden in einigen Betrieben festgestellt, dennoch sei eine systematische Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Branche noch nicht erreicht.

Die Auswirkungen der neuen EU-Regelung, die Subventionen an die Einhaltung bestimmter Standards knüpft, stehen ebenfalls im Fokus und werden beobachtet. Der Kremmener Hof plant bereits die nächste Ernte von Freiland-Heidelbeeren, die voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli beginnt. Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg nahe 1.600 Tonnen Heidelbeeren geerntet, und die Anbaufläche für diese Früchte wächst stetig.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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