Wirtschaft

Stahlkrise! ArcelorMittal stoppt grüne Pläne in Bremen und Eisenhüttenstadt

ArcelorMittal Europe hat die geplanten Umstellungen der Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt auf klimaneutrale Produktion vorerst gestoppt. Diese Entscheidung wurde aufgrund der aktuellen Marktsituation getroffen, was viele Branchenakteure besorgt. Der Konzern wird zudem auf staatliche Fördergelder verzichten, die zur Unterstützung dieser Umstellung gedacht waren. Der SPD-Politiker Lars Klingbeil hebt die Wichtigkeit hervor, eine Perspektive für die Industrie zu schaffen und sieht „grünen Stahl“ als entscheidend für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Er fordert einen Stahlgipfel, um alle relevanten Akteure zusammenzubringen und Lösungen zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang hat Klingbeil bereits Bundeswirtschaftsministerin Reiche von der CDU kontaktiert, um die weitere Strategie zu besprechen. Diese Informationen wurden von Deutschlandfunk veröffentlicht.

Die Pläne von ArcelorMittal, die eine der bedeutendsten Strategien zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung darstellen, bleiben weiterhin relevant. Der Konzern strebt eine klimaneutrale Produktion in Europa bis zum Jahr 2050 an und hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt ArcelorMittal auf innovative Technologien, wie Smart-Carbon-Technologien und Wasserstoff in der Stahlproduktion. Ab Ende 2020 wurde das Unternehmen der erste Stahlhersteller mit einem Zertifizierungssystem für grünen Stahl und plante die Produktion von 600.000 Tonnen grünem Stahl bis 2022.

Strategische Projekte und Investitionen

Eines der zentralen Projekte ist das H2H-Projekt, das im März 2019 gestartet wurde. Dabei handelt es sich um den Bau einer Direktreduktionsanlage in Hamburg, in die ein Investitionsvolumen von 110 Millionen Euro fließt. Bereits 2020 wurden die Vorbereitungsarbeiten für diese Anlage eingeleitet, und ein Förderantrag beim Bundesumweltministerium gestellt. Der Bau der Anlage soll bis 2021 beginnen. In der ersten Ausbaustufe ist eine Produktion von 100.000 Tonnen Eisenschwamm mit grauem Wasserstoff vorgesehen; die zweite Stufe sieht den Einsatz einer Elektrolyseeinheit zur Erzeugung von grünem Stahl bis voraussichtlich 2025 vor.

Das mittelfristige Ziel der Anlage in Hamburg ist ein klimaneutraler Betrieb. Damit einhergehend wird in Duisburg das Projekt DRUIDE vorangetrieben, das die Nutzung von grünem Eisenschwamm aus Hamburg umfasst. Die angestrebte DRI-Produktion in Hamburg soll auf 900.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden, wohingegen in Bremen eine CO2-Reduktion durch die Einspeisung von Erdgas und später Wasserstoff in den Hochofen erfolgen soll. Hier ist ein Elektrolyseur mit einer Anfangskapazität von 100 MW geplant, der auf 300 MW ausgebaut werden soll. Auch in Eisenhüttenstadt ist die Verwendung von Wasserstoff im Hochofen Teil der zukünftigen Strategie.

Ausblick und Herausforderungen

Die Umstellung auf klimaneutrale Stahlherstellung stellt für ArcelorMittal nicht nur eine technische Herausforderung dar, sondern auch eine Frage der Marktmöglichkeiten. Lars Klingbeil und andere Entscheidungsträger betonen die Dringlichkeit, in der gegenwärtigen Situation aktiv Lösungen zu entwickeln und dabei die Industrie nicht aus den Augen zu verlieren. Die Kombination von elektrischen Schmelzanlagen mit Direktreduktionsanlagen wird als Schlüssel betrachtet, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig Arbeitsplätze zu sichern. Die kommende Zeit wird zeigen, wie Politik und Industrie gemeinsam diesen Wandel gestalten können.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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