
Die deutsche Wirtschaft sieht sich angesichts von US-Zöllen und anderen geopolitischen Herausforderungen einer pessimistischen Prognose gegenüber. Der Industrieverband BDI warnt, dass die jüngsten Handelsstreitigkeiten mit den USA die wirtschaftliche Lage erheblich verschlechtern könnten. Für 2023 wird ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent prognostiziert, nachdem Ende Januar 2023 noch ein Minus von 0,1 Prozent erwartet wurde. Laut dem BDI könnte der Handelskonflikt die deutsche Wirtschaft um weitere 0,3 Prozentpunkte belasten. Besonders alarmierend ist, dass die Industrieproduktion derzeit neun Prozent unter dem Niveau von 2019 liegt und die Kapazitätsauslastung bei lediglich 77 Prozent liegt. Die Zeit berichtet, dass viele Ökonomen ihre Schätzungen bezüglich einer wirtschaftlichen Erholung nach oben angepasst haben, was jedoch die aktuellen Herausforderungen nicht mindert.
Im Winterhalbjahr 2024/25 stagnierte das reale BIP in Deutschland nahezu, wie die Bundesbank meldet. Die BIP-Rate betrug –0,2 % im vierten Quartal 2024 und 0,4 % im ersten Quartal 2025. Dabei führte die US-Handelspolitik zu Vorzieheffekten bei Exporten, insbesondere im Bereich pharmazeutischer Produkte. Dennoch brachen die Exporte Ende 2024 ein, zeigten sich jedoch im ersten Quartal 2025 wieder erholt.
Verbraucherpreise und Löhne
Die Verbraucherpreise entwickelten sich in den letzten Monaten unterschiedlich. Während die Preise für Energie sanken, stiegen die Nahrungsmittelpreise weniger stark als erwartet. Im Mai 2025 lag die Teuerungsrate (HVPI) bei 2,1 %, was um 0,1 Prozentpunkte niedriger war als in der Prognose vom Dezember 2024. Gleichzeitig erwartet die Bundesbank einen Rückgang der Realeinkommen der privaten Haushalte im Jahr 2025, was den privaten Konsum jedoch nicht dämpfen zu scheint. Dieser wächst, unterstützt durch einen robusten Arbeitsmarkt und schwächere Inflation.
Die fiskalpolitischen Maßnahmen, die im März 2025 eingeleitet wurden, mit einer Lockerung der Schuldenbremse, sollen zu höheren Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur führen. Diese Veränderungen könnten die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflussen. Ab 2026 wird eine Erholung der deutschen Wirtschaft prognostiziert, die insbesondere durch eine Erhöhung von Staatskonsum und Investitionen gepusht werden soll.
Ausblick und Prognosen
Die Aussichten für die nächsten Jahre zeigen, dass das BIP-Wachstum 2026 um 0,7 % und 2027 um 1,2 % zulegen könnte. Auch wenn eine Stagnation im zweiten Quartal 2025 und ein leichter Rückgang im dritten Quartal erwartet wird, deuten die zukünftigen Entwicklungen darauf hin, dass die Produktionskapazitäten erst 2027 wieder normal ausgelastet werden können. Die Defizitquote wird 2025 auf 2,2 % sinken, bevor sie ab 2026 wieder auf 4,2 % ansteigt. Löhne werden 2025 zunächst langsamer steigen, bevor sie ab 2026 wieder zulegen, was die Unsicherheiten in der deutschen Wirtschaft zusätzlich reflektiert.