
Der Immobilienmarkt in Deutschland sieht sich gegenwärtig erheblichen Herausforderungen gegenüber. Eine Umfrage von EY-Parthenon, durchgeführt im zweiten Quartal 2025 unter 36 Kreditinstituten, zeigt eine alarmierende Einschätzung unter den Finanzierern. Laut den Ergebnissen bewerten 75% der beteiligten Institutionen die Lage des deutschen Immobilienmarktes als negativ. Insbesondere im kommenden Jahr rechnen 72% der Kreditinstitute mit einem Anstieg der Insolvenzen, während nur 8% einen Rückgang vorhersagen. Diese neueste Entwicklung könnte ernsthafte Konsequenzen für die gesamte Branche nach sich ziehen.
Die Umfrage ergab, dass die Mehrzahl der Finanzierer eine schwierige Zukunft für Büro- und Einzelhandelsimmobilien prognostiziert. Fast 70% der Kreditinstitute erwarten einen Preisrückgang bei Büroimmobilien. Im Vorjahr sahen noch 50% der Finanzierer die Preise stabil. Zudem schätzen etwa zwei Drittel die Preisentwicklung im Einzelhandel als fallend ein. Kritisch ist vor allem das Refinanzierungsrisiko: Dieses wird für Büro- und Einzelhandelsimmobilien von den Instituten als (sehr) hoch eingestuft.
Risiken für Banken und das Finanzsystem
Die Immobilienfinanzierung hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf den Immobilienmarkt selbst, sondern ist auch von großer ökonomischer Bedeutung. Nach Angaben der Bundesbank machen Immobilienkredite etwa 70% der gesamten Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte in Deutschland aus. Daher könnte ein Rückgang der Immobilienpreise und eine Zunahme von Kreditausfällen die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden.
Vor diesem Hintergrund warnte die Bundesbank vor übermäßigen Risiken, die durch Preisübertreibungen und laxere Kreditvergabestandards entstehen können. Aktuell gibt es zwar keine Zeichen für übermäßige Risiken, jedoch wird eine Tendenz zu geringerer Kreditbesicherung und Preisanstiegen in städtischen Gebieten beobachtet. Insbesondere die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig Gewerbeimmobilienfinanzierungen sind, was durch massive Umsatzrückgänge im Einzelhandel im April 2020 unterstrichen wurde.
Aktuelle Herausforderungen und Ausblick
Für viele Banken sind Immobilienkredite eine tragende Säule ihres Geschäftsmodells. Während es in den letzten Jahren zu einem starken Kreditwachstum und Preisanstiegen kam, beobachten die Bankenaufsichtsbehörden jetzt eine signifikante Zurückhaltung bei neuen Transaktionen und eine Verschärfung der Kreditvergabekriterien. Über 90% der Kreditinstitute geben an, dass die Kreditvergabe restriktiver ist als vor der Krise, wobei 42% sogar in den letzten sechs Monaten die Kriterien weiter verschärft haben. Die größte Herausforderung wird von 25% der Befragten in Finanzierungskosten und Refinanzierungen gesehen, was stark zu einer wachsenden Unsicherheit beiträgt.
Die Aussichten auf eine Erholung sind gedämpft: 50% der Finanzierer erwarten erst in drei Jahren eine positive Entwicklung, während 85% dies sogar für frühestens in fünf Jahren halten. Angesichts dieser Realität bleibt die Situation auf dem Immobilienmarkt angespannt und die Kreditinstitute sowie die Aufsichtsbehörden werden weiterhin wachsam sein müssen.