
Heute beteiligen sich rund 1.400 Beschäftigte der privaten Versicherungen in Baden-Württemberg an bundesweiten Arbeitsniederlegungen. Dies stellt den bisher größten ganztägigen Warnstreik in der Region dar und findet im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde am 4. Juli statt. Die Proteste werden durch Kundgebungen in Karlsruhe und Stuttgart unterstützt, wo die Beschäftigten ihre Forderungen deutlich machen wollen. Frank Hawel, ein Vertreter von ver.di Baden-Württemberg, kritisierte, dass die Mitarbeiter mit Reallohnverlusten zu kämpfen haben, während die Versicherungskonzerne aus Krisenjahren Gewinne erwirtschaftet haben.
In Stuttgart haben sich Beschäftigte von Unternehmen wie Allianz, Generali, WGV, SparkassenVersicherung, Fahrlehrer Versicherung und Württembergische Versicherung dem Streik angeschlossen. Auch in Karlsruhe sind die Allianz, Württembergische Versicherung sowie Generali und Streikende von ERGO Versicherung und INTER Krankenversicherung aus Mannheim aktiv. Die Gewerkschaft ver.di fordert eine Gehaltserhöhung von zwölf Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um monatlich 250 Euro.
Verhandlungsstand und bevorstehende Aktionen
Die Arbeitgeberseite hat bislang ein Tarifangebot vorgelegt, das eine Erhöhung um 4,8 Prozent ab August 2025 sowie weitere 3,3 Prozent ab September 2026 bei einer Laufzeit von 28 Monaten beinhaltet. Diese Angebote werden jedoch von ver.di als unzureichend und als mangelnde Wertschätzung für die Beschäftigten bezeichnet. Bereits am 6. Juni 2025 wurden Beschäftigte der Versicherung HUK-Coburg in Coburg, Nürnberg und Fürth zum Streik aufgerufen. Vor der dritten Verhandlungsrunde waren bundesweit über 7.000 Beschäftigte auf der Straße.
Zudem begleitete eine Gruppe von rund 700 streikenden Kolleginnen und Kollegen den Auftakt der dritten Verhandlungsrunde in Düsseldorf. Martina Grundler von ver.di kündigte an, dass bei fehlendem verhandlungsfähigem Angebot weitere bundesweite Streiks folgen werden. Die zweite Tarifverhandlungsrunde verlief aus Sicht der Gewerkschaft enttäuschend, da die Arbeitgeber nur eine Gehaltserhöhung von 3,6 Prozent im ersten Jahr offerierten.
Forderungen und künftige Schritte
Ver.di stellt umfassende Forderungen, die über die Gehaltsanpassungen hinausgehen. Dazu gehören:
- Eine Erhöhung der Gehälter und Zulagen um jeweils 12 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
- Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro monatlich.
- Eine Tarifvereinbarung zur unbefristeten Übernahme der Auszubildenden.
- Die Möglichkeit, Gehaltsbestandteile flexibel in Freizeit umzuwandeln.
- Die Beibehaltung der tariflichen Regelungen zur Altersteilzeit.
Zusätzlich plant ver.di Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag zur Transformation mit dem Arbeitgeberverband für das private Versicherungsgewerbe (AGV). Ziel diesen neuen Tarifvertrags ist es, die Interessen der Beschäftigten hinsichtlich der digitalen Transformation zu wahren.
Die Situation in der Branche bleibt angespannt, und die kommenden Verhandlungsrunden könnten entscheidend sein für die Zukunft der Beschäftigten und der Tarifverträge im Bereich der privaten Versicherungen. Die Forderungen von ver.di stehen im klaren Gegensatz zu den bisherigen Angeboten der Arbeitgeber und verdeutlichen den großen Druck, der auf der Branche lastet. Viele Beschäftigte sind sich bereits jetzt bewusst, dass ihr Lohn nicht mehr für die Lebenshaltungskosten reicht, was die Dringlichkeit der gewerkschaftlichen Forderungen unterstreicht.
Für weitere Informationen über die aktuellen Entwicklungen im Tarifkonflikt stehen die Webseiten von ver.di Heilbronn und ver.di Nachrichten zur Verfügung.