
In Tirol wird die Notwendigkeit für grundlegende Strukturreformen in der Wirtschaft immer dringlicher. Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, hat die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre scharf kritisiert und fordert umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Er wird von Barbara Thaler, der Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer, unterstützt, die in einer aktuellen Stellungnahme eine Senkung der Energiebesteuerung für Unternehmen einfordert. Aktuell liegt diese bei 15 Euro pro Megawattstunde Strom und stellt einen erheblichen Wettbewerbsnachteil für heimische Betriebe dar, insbesondere im Vergleich zu Nachbarländern mit niedrigeren Abgaben.
Thaler betont zudem die Problematik der hohen Lohnstückkosten und Lohnnebenkosten, die eine „sehr moderate“ Lohnrunde im Herbst erfordere. Diese Faktoren tragen zur Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei, die sich aufgrund mangelnder Planungssicherheit und der hohen Energiekosten in einem schwierigen Umfeld bewegen. Laut aktuellen Ergebnissen des Tiroler Konjunkturbarometers bewerten 32 % der befragten Industriebetriebe die wirtschaftliche Lage als schlecht, was von Experten als Alarmzeichen gewertet wird.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Tirol
Die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation ist unterschiedlich, wie die Zahlen des „TOP Tirol Konjunkturbarometers“ zeigen. Während 24 % der Unternehmen die Wirtschaftslage als gut einstufen, bewerten 51 % sie als durchschnittlich und 15 % als schlecht. Der Geschäftsklimaindex hat jedoch mit 18 % den besten Wert seit Sommer 2022 erreicht. Alarmierend bleibt dennoch, dass 73 % der Befragten keine Verbesserung ihrer Auftragslage erwarten, obwohl 28 % von einer aktuellen guten Auftragslage berichten.
Tirols Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) unterstützt die Forderungen nach Reformen und weist auf die überbordenden Belastungen für Unternehmen hin. Besonders kritisiert er, dass die in den letzten Jahren hohen Lohnabschlüsse nicht zu einer entsprechenden Steigerung von Produktivität oder Konsum geführt haben.
Bürokratieabbau und Investitionsförderung durch die EU
Die Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer äußert die Hoffnung, dass der neue Wettbewerbsfähigkeitskompass schnell in die Praxis umgesetzt wird. Die Strategie soll nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe sichern, sondern auch die Deindustrialisierung stoppen und neue Investitionen in zukunftsträchtige Technologien wie Künstliche Intelligenz fördern.
Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Lage in Tirol angespannt und bedarf umgehender Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und Investitionen zu fördern. Die heutigen Herausforderungen können nur mit einer gemeinsamen Anstrengung von Politik und Wirtschaft bewältigt werden.