Investitionen

Deutsche Startups drehen den Rücken zu US-Investoren: Eine neue Ära?

Immer mehr deutsche Startups zeigen sich skeptisch gegenüber US-Investitionen. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Digital-Branchenverbandes Bitkom hervor, die 152 Tech-Startups befragte. Die Ergebnisse verdeutlichen einen Trend: Die Ansichten zur Attraktivität von US-Investoren sind stark gespalten. Laut der Umfrage halten 70 Prozent der befragten Gründer:innen die USA unter der Regierung von Donald Trump für ein Risiko für die deutsche Wirtschaft. Dies hat einen merklichen Einfluss auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit amerikanischen Firmen.

Fast 10 Prozent der befragten Startups gaben an, dass sie eine Finanzierung aus den USA nicht mehr in Betracht ziehen. Zudem zeigen 35 Prozent der Gründer:innen eine zögerliche Haltung gegenüber der Zusammenarbeit mit US-Startups oder Unternehmen. Im Gegensatz dazu finden nur 30 Prozent der Startups US-Investoren nach wie vor attraktiv. Die Suche nach Unterstützung und Kapital hat sich demnach stark gewandelt, zugeschnitten auf die aktuelle politische Landschaft und die damit verbundenen Risiken.

Angst vor Abhängigkeit und Wunsch nach digitaler Souveränität

87 Prozent der befragten Gründer:innen fordern eine Stärkung der digitalen Souveränität Deutschlands. Diese Forderung beruht auf der Erkenntnis, dass Deutschland sich über einen langen Zeitraum stark auf amerikanische Technologie verlassen hat. Die Skepsis gegenüber den USA hat zudem zur Präferenz für europäische Geldgeber:innen geführt. 13 Prozent der Gründer:innen ziehen aufgrund des Regierungswechsels Geldgeber:innen aus der EU vor.

Die Umfrage zeigt auch, dass 31 Prozent der Startups die Möglichkeit von Finanzierungen aus den USA weiterhin prüfen. Dennoch ist ein erheblicher Teil, nämlich 11 Prozent, vorsichtiger geworden, während 7 Prozent bereits US-Investoren vollständig ausschließen. Nur 26 Prozent der Befragten empfinden Kapital aus den USA generell als wichtig.

Chancen für den deutschen Markt

Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst sieht in der Skepsis gegenüber US-Investitionen auch Chancen für die Gründer:innen in Deutschland und Europa. Er betont die Notwendigkeit, bürokratische Hürden abzubauen und den Zugang zu öffentlichen Aufträgen zu erleichtern. Zudem werden mehr Wagniskapitalinvestitionen von institutionellen Anlegern gefordert, um die Lücke zu schließen, die durch die abnehmende Attraktivität amerikanischer Geldgeber entsteht.

Mit diesen Entwicklungen steht der deutsche Startup-Sektor an einem Wendepunkt. Die Diskussion über digitale Souveränität und die Unabhängigkeit von US-Technologien wird in Zukunft weiterhin eine zentrale Rolle spielen, während sich die Landschaft der Investitionen in Deutschland verändert.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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