
In der chinesischen Automobilindustrie herrscht derzeit ein intensiver Preiskampf, der die Branche in eine gefährliche Abwärtsspirale drängt. Wie NZZ berichtet, hat der Marktführer BYD die Preise für zahlreiche Modelle um bis zu 34 Prozent gesenkt. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem die Industrie im Mai 2023 einen Rückgang der Profite um 9,1 Prozent im Jahresvergleich hinnehmen musste und die Verbraucherpreise bereits vier Monate in Folge gesunken sind.
Der Preiskrieg ist das Resultat massiver staatlicher Subventionen und einem aggressiven Expansionsdrang, gefördert durch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Allerdings haben diese politischen Maßnahmen zu Überkapazitäten in vielen Branchen geführt. Dabei haben lokale Regierungen weiterhin finanzielle Anreize zur Verfügung gestellt, um das Wachstum in zukunftsträchtigen Sektoren wie Elektrofahrzeugen zu unterstützen. Dieselben Maßnahmen haben jedoch auch ineffiziente Kapazitäten geschaffen, die auf dem Markt nicht absorbiert werden können.
Überproduktion und Lagerbestände
Aktuell sieht sich BYD mit einer Überproduktion von über 340.000 unverkauften Fahrzeugen konfrontiert, was dem Unternehmen enorme Schwierigkeiten bereitet. Laut n-tv reicht der Lagerbestand von BYD rechnerisch für mehr als drei Monate. Um diese Herausforderung zu bewältigen, hat das Unternehmen die Bewegungen in mehreren Werken gedrosselt und massive Rabatte angeboten, um den Absatz zu steigern. Dennoch gaben Analysten zu bedenken, dass BYD möglicherweise höher verschuldet ist, als es den Anschein hat, da die Verbindlichkeiten bei Zulieferern steigen.
Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung in dem Sektor liegt unter 50%, trotz der in den letzten Jahren steigenden Anzahl neuer Hersteller. Im ersten Quartal 2023 wuchs der chinesische E-Automarkt um 45%, während BYD lediglich um 5% zulegte. Diese Diskrepanz zwischen Marktwachstum und Unternehmensperformanz führt zu wachsenden Sorgen über die finanzielle Stabilität von BYD und der Branche im Allgemeinen.
Regierungsmaßnahmen und Zukunftsausblick
Die chinesische Regierung hat bereits umgehend Maßnahmen ergriffen, um den „unordentlichen Preiswettbewerb“ zu stoppen. Führende Elektroautohersteller wurden nach Peking einbestellt, um die aggressive Rabattpraxis zu stoppen und eine Konsolidierung der Branche zu fördern. Zudem warnt ein Manager, dass sich ein „Evergrande der Autoindustrie“ anbahnen könnte, was auf mögliche Insolvenzen hindeutet.
Diese Entwicklungen sind nicht nur besorgniserregend für die Unternehmen selbst, sondern stellen auch eine Gefahr für die gesamte Branche dar, die sich in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld bewegt, geprägt von protektionistischen Maßnahmen zwischen den verschiedenen chinesischen Städten und Provinzen. Nur BYD konnte in der gegenwärtigen Lage profitabel wirtschaften, während die Gewinne aller Hersteller im Vergleich zum Vorjahr um 11,9 Prozent gesenkt wurden.
Die Herausforderungen in der chinesischen Automobilindustrie deuten auf eine ungewisse Zukunft hin, in der Maßnahmen zur Konsolidierung und eine Stabilisierung der Preise entscheidend sein könnten, um Firmenpleiten und damit verbundene soziale Unruhen zu vermeiden.