
Im deutschen Luftverkehr müssen Reisende mit steigenden Ticketpreisen rechnen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, dass die Preise für Flugtickets seit der Corona-Krise kontinuierlich steigen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die traditionellen Airlines, sondern auch Billigflieger, die ebenfalls höhere Preise verlangen. Dabei geben verschiedene Faktoren Anlass zur Preissteigerung: ein knappes Flugangebot, hohe Gebühren und Steuern sind die Hauptursachen für die Kostenexplosion in der Branche. Während des letzten Jahres hat Ryanair beispielsweise seine Durchschnittskosten von 66 Euro auf 80 Euro erhöht, während die Preise bei Eurowings um von 110 Euro auf 130 Euro gestiegen sind. Einzig Wizz Air senkt seine Preise von 94 Euro auf 67 Euro.
Die staatlichen Abgaben, die an deutschen Flughäfen anfallen, tragen ebenfalls zur Preisentwicklung bei. Frankfurt erhebt beispielsweise eine Gebühr von 58,60 Euro pro Passagier, während München und Hannover mit 49,06 Euro und 42,13 Euro folgen. Berlin-Brandenburg ist mit 22,23 Euro vergleichsweise günstig. Trotz der steigenden Ticketpreise hat sich der deutsche Luftverkehr fünf Jahre nach der Pandemie nicht vollständig erholt. Das Sitzplatzangebot liegt bei 93 Prozent des Niveaus von 2019, während Europa im Durchschnitt 10 Prozent darüber liegt.
Die Herausforderungen der Airlines
Jens Bischof, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), äußert sich besorgt über die Situation. Er hebt hervor, dass Airlines mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert sind, die sie an die Kunden weitergeben müssen. Ab Januar 2025 wird der Gebührendeckel für Sicherheitskontrollen an Flughäfen von 10 auf 15 Euro pro Fluggast erhöht, was zusätzlich zur Kostensteigerung beiträgt. Airlines verdienen im Durchschnitt nur noch zwischen fünf und zehn Euro pro Passagier, was die wirtschaftliche Situation der Unternehmen weiter verschärft.
Der Ryanair-Konzernchef Michael O’Leary ist unzufrieden mit den hohen Standortkosten in Deutschland und bezeichnet das Land als „Luftfahrt-Friedhof“. Um profitabel zu bleiben, plant Ryanair, Flugzeuge in Märkte mit geringeren Kosten zu verlagern. Die Airline hat zudem angekündigt, ihre Kapazitäten in Deutschland zu verdoppeln, sollte der deutsche Staat die Kosten senken.
Anpassungen der reisenden Verbraucher
Die Ticketpreise sind sehr dynamisch und variieren je nach Buchungszeitpunkt. Kurzfristig liegen die Preise zwischen 119 Euro für Wizz Air und 169 Euro für Eurowings. Langfristig können Reisende bereits ab 46 Euro mit Ryanair fliegen, während Eurowings für einen ähnlichen Zeitraum 90 Euro berechnet.
Die Herausforderungen für die Airlines haben dazu geführt, dass wie auch die Buchungssituation und die Preisgestaltung sich verändert haben. Der Lufthansa-Konzern hat in einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die schwierige Lage des europäischen Luftverkehrs angedeutet. Die Branche rückt immer mehr in den Fokus der politischen Diskussion, insbesondere im Hinblick auf mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen in Deutschland.