
Im Nordosten Deutschlands wird der Ruf nach einer Erweiterung der Außengastronomie lauter. Cafés und Restaurants betonen die Wichtigkeit von öffentlichen Flächen für ihre Aktivitäten. Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, hat auf eine diesbezügliche Anfrage erklärt, dass eine aktive Außengastronomie zur Lebendigkeit und zum Wohlfühlklima einer Stadt beiträgt. Dabei sind Gastronomen auf Konzessionen für die Nutzung öffentlicher Plätze angewiesen, da sie meist über keine eigenen Flächen verfügen.
Die Forderung nach „vernünftigen Konditionen“ für diese Nutzung wird laut, denn eine lebendige Gastronomie scheint ein entscheidender Punkt für die Attraktivität von Städten als Wohnort zu sein, wie eine Umfrage ergeben hat. Ein Beispiel dafür ist Neubrandenburg, wo eine Ausweitung der Außengastronomie, insbesondere auf dem Marktplatz und in der Turmstraße, gewünscht wird.
Aktuelle Entwicklungen in den Städten
In Rostock haben die Verantwortlichen während der Corona-Pandemie temporär Außengastronomie-Bereiche geschaffen und planen nun, im Stadthafen mehr Raum anzubieten. Schwerin folgt einem innovativen Ansatz: Hier werden Straßen in Fußgängerzonen umgewidmet, um größere Bereiche für die Außengastronomie zu genehmigen. In der Schweriner Buschstraße hat sich so eine gastronomische Meile entwickelt, die das Aufenthaltsgefühl deutlich verbessert hat.
Wismar hat in diesem Jahr bereits sieben Genehmigungen für Außengastronomie mit Erweiterungsflächen erteilt; die Sondernutzungsflächen sind fast vollständig ausgereizt. In Greifswald und Stralsund hingegen ist eine generelle Ausweitung des Außenbereichs nicht in Planung, dennoch können Anträge auf Sondernutzung gestellt werden. Diese Situation zeigt, dass Gastronomen und Kommunen einen neuen Weg einschlagen müssen, um den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden.
Der Boom der Außengastronomie
Die Außengastronomie selbst erlebt derzeit einen Boom und steht vor großen Veränderungen. Nach Angaben von Hoga-Professional zeigt sich, dass neue Gästebedürfnisse nach ganzheitlichen und sozialen Erlebnissen verlangen. Interaktive Formate wie Live-Cooking und Themenabende gewinnen an Bedeutung, während Gäste zunehmend wohnortnahe Gastronomie bevorzugen und häufig am Wochenende Restaurants besuchen. Diese Entwicklung wird auch als „Donut-Effekt“ bezeichnet.
Ein Anzeichen für diesen Aufwärtstrend sind die steigende Nachfrage nach flexiblen Angeboten, darunter Streetfood, temporäre Außenbereiche und mobile Food-Bikes. Die Bergmann-Brauerei in Dortmund beispielhaft nutzt einen wechselnden Imbiss-Truck im Außenbereich, um den Gästen Abwechslung zu bieten. Bei den Menükonzepten haben Lunch und Brunch ein Comeback erlebt.
Nachhaltigkeit und neue Trends
Zusätzlich legen immer mehr Gäste Wert auf pflanzliche Alternativen und flexitarische Angebote; fast ein Fünftel der Restaurantbesucher ernährt sich überwiegend fleischfrei. Nachhaltige Konzepte sind ebenfalls im Kommen: Mehrwegverpackungen, regionale und saisonale Zutaten sowie Zero-Waste-Ansätze erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Storytelling und die Inszenierung von Speisen werden für Gastronomen ebenfalls wichtiger.
Digitale Bestell- und Bezahlsysteme, die kontaktloses Bezahlen im Außenbereich ermöglichen, sind auf dem Vormarsch. Außerdem gibt es einen klaren Trend zur ganzjährigen Nutzung von Außenflächen durch beheizte Zelte und flexible Überdachungen, um den Gästen auch in der kühleren Jahreszeit ein angenehmes Erlebnis zu bieten. Die Nachfrage nach alkoholfreien Cocktails, auch bekannt als Mocktails, sowie kreativen Getränkekonzepten wächst stetig.
Um diesen Trends gerecht zu werden, benötigen Gastronomen immer mehr öffentliche Flächen, oft kostenfrei oder mit reduzierten Gebühren, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Entwicklungen zeigen, dass Außengastronomie nicht nur ein beliebtes Freizeitangebot darstellt, sondern auch eine wachsende gesellschaftliche Funktion insbesondere in Innenstädten hat.
Für weitere Informationen zur aktuellen Situation der Außengastronomie können die Berichte der Süddeutschen Zeitung sowie von Hoga-Professional konsultiert werden.