Versicherung

Versicherungsberatung im Test: BaFin deckt gravierende Mängel auf!

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat eine umfassende Überprüfung der Beratungsqualität bei Versicherern durchgeführt. Im Rahmen einer geheimen Mystery-Shopping-Aktion wurden im Jahr 2024 insgesamt 72 Beratungsgespräche bei sechs verschiedenen Versicherungsgesellschaften und deren Vertriebspartnern geführt, wobei alle abgeschlossenen Verträge widerrufen wurden. Ziel war es, die Einhaltung von Beratungs-, Informations- und Dokumentationspflichten zu testen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Merkur berichtet, dass die Tester auf verschiedene Vertriebskanäle, einschließlich Ausschließlichkeitsorganisationen, Bankenvertrieb und angestellten Außendienst, zugriffen.

In den Gesprächen, die zwischen März und Juni 2024 stattfanden, stellten die Tester fest, dass die Berater oft nicht ausreichend nach den individuellen Wünschen und der finanziellen Situation der Kunden fragten. Ein klarer Mangel in der Kundenexploration war erkennbar, der zu erheblichen Defiziten in der Beratung führte. Die BaFin fand heraus, dass nur in etwa der Hälfte der Fälle dokumentiert wurde, ob die empfohlenen Produkte für die Kunden geeignet waren.

Gravierende Mängel in der Beratung

Die Analyse der Testergebnisse zeigt gravierende Mängel in der Beratung. Zu den Hauptproblemen gehören:

  • Kosten: Die hohe Kostenstruktur wurde oft nicht erwähnt, von 0,71 bis 3,29 % p.a., wobei die Renditeerwartungen häufig unter 2 % p.a. lagen.
  • Kundenbedürfnisse: Die Berater haben nicht ausreichend nach den Wünschen, finanziellen Situationen und Risikobereitschaften der Kunden gefragt.
  • Geeignete Produkte: Lediglich 19 der 72 Verträge erfüllten die EIOPA-Vorgaben.
  • Beratungsprotokolle: Oft waren diese fehlerhaft oder fehlten ganz, was zu widersprüchlichen Angaben führte.
  • Unterlagen: Die bereitgestellten Materialien waren häufig unübersichtlich, und in 32 % der Fälle fehlten Pflichtinformationen.
  • Nachhaltigkeitskriterien: Oft wurde nicht über Nachhaltigkeitsaspekte bei Anlageprodukten aufgeklärt.

Empfehlungen für Verbraucher

Die BaFin hat im Rahmen der Veröffentlichung klar empfohlen, dass Verbraucher sich vor einer Beratung kritisch mit ihren Zielen und möglichen Produkten auseinandersetzen sollten. Klärende Nachfragen bei Unklarheiten sind ebenso wichtig wie die Anforderung kompletter Unterlagen. Entscheidungen sollten nie unter Druck getroffen werden.

Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Beraterarten ist ebenfalls entscheidend. Versicherungsvertreter bieten meist nur Produkte eines Unternehmens an, während Versicherungsmakler einen breiteren Überblick über die Angebote haben. Honorarberater hingegen bieten eine neutrale Beratung gegen Honorar und erhalten keine Provisionen. Die BaFin weist darauf hin, dass die private Altersvorsorge kritisch betrachtet werden sollte, da viele neue Renten- und Lebensversicherungen oft unvorteilhaft sind. Empfohlene Alternativen sind beispielsweise die Riester- oder Rürup-Rente, betriebliche Altersvorsorge oder die Selfmade-Altersvorsorge mit Aktien-ETFs.

Abschließend wird die BaFin mit den betreffenden Unternehmen, bei denen Auffälligkeiten festgestellt wurden, in Kontakt treten, um systematische Mängel zu identifizieren und zu beheben. Die Testergebnisse stellen jedoch nur eine Momentaufnahme dar und sind nicht auf den gesamten deutschen Finanzsektor übertragbar, wie auch BaFin betont.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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