
Wohlhabende Russen zeigen seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine eine veränderte Tendenz bei ihren Immobilienkäufen. Während sie traditionell gefragte Käufern auf dem europäischen Markt waren, hat sich ihr Interesse in den letzten Jahren stark verschoben. Merkur berichtet, dass die Nachfrage an europäischen Immobilien drastisch gesunken ist. Aufgrund gefühlter Feindseligkeit sowie eingefrorener Gelder und strengerer Regulierungen wurde Europa für russische Investoren unattraktiver.
Eine aktuelle Umfrage des Levada Centers zeigt, dass während drei Viertel der Befragten das Vorgehen ihrer Streitkräfte im Ukraine-Konflikt unterstützen und nur die Hälfte den Krieg aktiv verfolgt, doch gleichzeitig besteht eine starke Sehnsucht nach Friedensverhandlungen und einem normalen Leben. Diese Widersprüche spiegeln sich in den Immobilienkäufen vieler Russen wider.
Neue Immobilienziele
Die neuen bevorzugten Immobilienziele der wohlhabenden Russen sind vor allem in Asien und dem Nahen Osten zu finden. Laut einer Analyse der Immobilienmaklerfirma Tranio kamen im ersten Halbjahr 2025 die meisten Käufe aus folgenden Ländern:
- Thailand: 25,6% der Nachfrage (2024: 19,7%)
- Vereinigte Arabische Emirate: 10% der Nachfrage
- Türkei: 9% der Nachfrage
Insbesondere Thailand hat sich als besonders attraktiv erwiesen, mit einem Anstieg der Nachfrage um fast 6% im Vergleich zum Vorjahr. In Europa ist die Nachfrage nach Immobilien stark zurückgegangen, mit Zypern als einziger Ausnahme, wo ein Anstieg von 10% auf 6,6% festgestellt werden konnte. Frankreich führt die europäische Liste mit einem Rückgang von 20% auf 7,1% an, während Spanien und Griechenland Rückgänge von 28,6% bzw. 36,3% verzeichnen.
Wachstum in den USA
Entgegen dem Rückgang in Europa zeigt sich ein wachsendes Interesse an Immobilien in den USA. Hier ist die Nachfrage um 78,5% auf 3,6% gestiegen. Russen investieren oft in Immobilien im Ausland, um Aufenthaltsgenehmigungen oder Kapitalanlagen zu sichern.
Der tiefgreifende Verlust des Vertrauens in Europa, bedingt durch das Einfrieren russischer Vermögenswerte, hat dazu geführt, dass viele reiche Russen ihre Investitionen überdenken. Vladislav Inozemcev, ein russischer Ökonom, schätzt, dass Europa zwischen 25 und 30 Milliarden Euro an russischen Investitionen verloren hat. Die Einschränkungen bei der Auswahl der Länder für Investitionen sind ein direktes Ergebnis des Ukraine-Kriegs und seiner geopolitischen Folgen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Immobilienkäufe wohlhabender Russen durch die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stark beeinflusst werden. Die Sehnsucht nach Normalität, Sicherheit und Komfort führt zu einem Umdenken und einer Neupositionierung auf dem internationalen Immobilienmarkt. Die Presse stellt fest, dass dieser Trend auch eine Reaktion auf den Wunsch ist, in einer unsicheren Welt Stabilität zu finden.