
Die Altersvorsorge von über 10.000 Menschen in Berlin steht vor gravierenden Herausforderungen. Der Grund: Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer in Berlin (VZB) sieht sich aufgrund hochriskanter Investments in einer finanziellen Schieflage. Dies berichtet Merkur.
In den letzten Wochen gab es vermehrt Berichte über die Prekarität der finanziellen Lage diverser Versorgungswerke, vor allem im Bereich der Heilberufe. Dazu zählen neben dem VZB auch das Zahnärzte- und Apothekerversorgung Schleswig-Holstein sowie das Altersversorgungswerk der Zahnärztekammer Niedersachsen. Jedes dieser Versorgungswerke hat erhebliche Verluste zu verzeichnen, die sich teilweise in zweistelligen Millionenbeträgen niederschlagen, so Ruch Finanzberatung.
Ursachen für die Krise
Die Ursachen für die störende Lage sind vielfältig. Hochriskante Unternehmensbeteiligungen, insbesondere an der insolventen Element Versicherung, sowie riskante Immobilienprojekte tragen signifikant zur finanziellen Belastung bei. Zudem haben die wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg das Investmentklima weiter negativ beeinflusst.
Die Reserven des VZB haben sich zwischen 2021 und 2023 nahezu halbiert. Deswegen sind nun spürbare Einschnitte bei Renten und Beiträgen angekündigt worden. Als Pflichtversicherung für Ärzte, Notare, Steuerberater und Apotheker sind diese Kürzungen für viele Betroffene existenzbedrohend.
Künftige Maßnahmen und Ausblick
Die neue Leitung des VZB unter Thomas Schieritz hat bereits Maßnahmen eingeleitet, um die Situation zu verbessern. Der Verwaltungsausschuss wird teilweise neu besetzt, und es werden Prüfungen von Schadensersatzansprüchen gegen frühere Mitglieder des VZB durchgeführt. Bis zur Klärung der finanziellen Lage gibt es vorerst keine neuen Mitteilungen über Rentenanwartschaften.
Die Aussichten sind turbulent. Kürzungen bei den Renten und eine Erhöhung der Beiträge erscheinen als unausweichlich. Ähnliche Probleme sind auch bei anderen Versorgungswerken bekannt, etwa bei der Landesärztekammer Hessen. Die Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV) hat zwar allgemeine Regelungen festgelegt, jedoch fehlt es an einer strengen rechtlichen Kontrolle über deren Einhaltung.
Empfehlungen für Betroffene
Mitglieder dieser Versorgungswerke sollten sich auf mögliche Leistungskürzungen oder Beitragserhöhungen einstellen. Viele stellen bereits fest, dass sie aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Drucks ihre Altersvorsorge überdenken müssen. Die öffentlichen Kontrollen der Versorgungswerke sind begrenzt, sie unterliegen nur der Landesaufsicht mit unterschiedlichem Regelungsbedarf.
Es wird geraten, regelmäßig die Geschäftsberichte und Mitteilungen der eigenen Versorgungswerke zu prüfen. Außerdem ist es ratsam, bei Unsicherheiten Rücksprache mit unabhängigen Beratern zu halten oder gegebenenfalls private Vorsorge zu ergänzen, um mehr Sicherheit für die eigene finanzielle Zukunft zu gewinnen.