
EWE, ein bedeutender Energieversorger aus Oldenburg, treibt den Bau einer großen Wasserstoffproduktionsanlage in Emden voran. Mit einer Leistung von 320 Megawatt wird dieser Elektrolyseur die größte Anlage zur Wasserstoffherstellung in Deutschland darstellen. Aktuelle Vorbereitungen für die Bauarbeiten befinden sich im Gange, die im kommenden Herbst beginnen sollen. EWE verfolgt mit dieser Initiative das Ziel, bis 2028 jährlich eine Milliarde Kilowattstunden Wasserstoff für Industrie und Schwerlastverkehr zu produzieren. Die Gesamtinvestitionen für dieses ambitionierte Projekt belaufen sich auf über 500 Millionen Euro, wobei zusätzlich 300 Millionen Euro für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff vorgesehen sind.
Der Vorstandsvorsitzende von EWE, Stefan Dohler, äußert sich besorgt über die derzeitigen EU-Vorgaben zur Stromnutzung für die Wasserstoffproduktion. Er kritisiert, dass diese Regelungen die Herstellung von Wasserstoff komplizierter und teurer machen. „Durch die geltenden EU-Regeln wird der produzierte Wasserstoff bis zu 50 Prozent teurer“, erklärt Dohler. Er fordert von der Bundesregierung, sich umgehend bei der EU-Kommission für eine Anpassung der Strombezugskriterien einzusetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wasserstoffwirtschaft zu sichern. Eine klare Position der Bundesregierung in Brüssel wäre wünschenswert, damit bis nächstes Jahr verlässliche Rahmenbedingungen entstehen.
Herausforderungen und politische Unterstützung
Die Sorgen von EWE finden Gehör in der politischen Landschaft. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat ebenfalls Änderungen gefordert, um die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland zu fördern. Das Energieministerium in Hannover schlägt vor, die strengen Kriterien für den Strombezug aufzuheben oder deren Umsetzung auf 2035 zu verschieben. Ein Sprecher des Ministeriums warnt vor der zusätzlichen Komplexität und den Kosten, die die künftige Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft gefährden könnten.
Interessanterweise hat Statkraft, ein weiteres Unternehmen, das eine Wasserstoffproduktionsanlage in Emden planen wollte, seine Projekte aufgrund von Unsicherheiten beim Markthochlauf gestoppt. Dies zeigt, wie spürbar die aktuellen regulatorischen Herausforderungen für Unternehmen sind, die in die Wasserstoffproduktion investieren möchten. Im Gegensatz dazu hat EWE jedoch einen Großauftrag für den Bau eines Elektrolyseurs vergeben. Die Verdichter für dieses Projekt werden von Neuman & Esser geliefert, einem Unternehmen, das bereits in der Vergangenheit an Wasserstoffprojekten tätig war.
Zukunftsausblick
EWE sieht in grünem Wasserstoff einen zentralen Baustein für die Dekarbonisierung sowie die künftige Energieversorgung. Neben den laufenden Projekten prüft und entwickelt das Unternehmen weitere Erzeugungsvorhaben, auch wenn bislang keine konkreten Entscheidungen gefällt wurden. Um jedoch das volle Potenzial der Wasserstoffproduktion auszuschöpfen, ist eine Absenkung der Hürden notwendig. Die aktuellen EU-Vorgaben erlauben nur den neuen Erneuerbare-Anlagen, Ökostrom zur Verfügung zu stellen. Diese Rahmenbedingungen sind für EWE und die gesamte Branche von großer Bedeutung.
Die Diskussion um die Wasserstoffwirtschaft ist in vollem Gange, und die Bemühungen von EWE, gepaart mit dem politischen Willen zur Unterstützung, könnten entscheidend sein für die künftige Entwicklung dieser Schlüsseltechnologie.