
Das sächsische Handwerk sieht sich in einer kritischen Situation und hat heute in einem Brandbrief an die sächsische Regierung, insbesondere an Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD), auf die mangelnde Unterstützung aufmerksam gemacht. In diesem Schreiben wird eindringlich gefordert, die Belange des Handwerks und des Mittelstands stärker zu berücksichtigen. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die sächsische Wirtschaftspolitik, die sich bislang auf industriepolitische Ansätze konzentriert hat und damit die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Betriebe vernachlässigt.
In dem Brandbrief wird die Dringlichkeit eines Kurswechsels betont. Die Handwerksmeister fordern die Regierung auf, klare Entlastungen bei Sozialabgaben, Energiekosten und bürokratischen Lasten zu schaffen. Ebenso wird auf den akuten Bedarf an Programmen zur Fachkräftesicherung hingewiesen sowie auf die Notwendigkeit schneller Investitionen in Infrastruktur und Bildung. Besonders betont wird, dass pragmatische Unterstützungen bei Betriebsnachfolgen unerlässlich sind, um den Fortbestand des Handwerks zu gewährleisten. Ein Verlust des Handwerks würde nicht nur die Wirtschaftskraft gefährden, sondern auch die regionale Stabilität, soziale Balance und sogar die Demokratie.
Dringende Forderungen zur Berufsbildung
Uwe Nostitz, Präsident des Sächsischen Handwerkstags, warnt ebenfalls vor dem Fachkräftemangel im sächsischen Handwerk. Es fehlen nicht nur Lehrstellenbewerber, sondern auch qualifizierte Mitarbeiter. Laut dem Fachkräfte-Monitoring der sächsischen Wirtschaft entfallen nahezu die Hälfte aller offenen Stellen auf Facharbeiter und Gesellen. Nostitz fordert von der Landespolitik eine Stärkung der schulischen Allgemeinbildung sowie der dualen Berufsbildung, um dem Mangel entgegenzuwirken.
Bildung und Qualifizierung werden als Grundpfeiler einer prosperierenden Gesellschaft angesehen. Nostitz ist besorgt darüber, dass Klischees über handwerkliche Berufe junge Menschen davon abhalten, eine Karriere im Handwerk einzuschlagen. Die Oberschulen werden als „Resterampe“ wahrgenommen, von denen 80% der Auszubildenden im Handwerk stammen. Gleichzeitig bevorzugen viele Schulabgänger von Gymnasien ein Studium, obwohl etwa 30% ihr Studium abbrechen.
Schulbildung und Lehrkräfte
Der Präsident des Sächsischen Handwerkstags betont, dass die unbesetzten Lehrstellen nicht nur demografisch bedingt sind. Es wird eine qualifizierte Berufsorientierung an Schulen gefordert, sowie strengere Zulassungskriterien für Studiengänge. Der Handlungsbedarf in der Stärkung von Oberschulen und Berufsschulzentren scheint dringend, insbesondere im Hinblick auf die Tatsache, dass im vergangenen Schuljahr 1,7 Millionen Unterrichtsstunden ausgefallen sind, was einen Rekord darstellt. Nostitz fordert auch die Sanierung von Berufsschulstandorten und eine Aufwertung des Images von Berufsschullehrern.
Mit Blick auf die Zukunft ist die Lage in den Schulen besorgniserregend, denn bis 2030 werden rund zwei Drittel der Lehrkräfte altersbedingt ausscheiden. Deshalb ist es unerlässlich, dass Finanzmittel für Bildung auch den Kommunen zugutekommen. Der DGB Sachsen hat einen Antrag auf fünf Tage bezahlte Bildungszeit für Beschäftigte eingebracht, der jedoch vom sächsischen Handwerk abgelehnt wurde. Auch die aktuelle Konjunkturanalyse der Kammern zeigt eine eingetrübte Stimmung unter den Unternehmen, wobei 50% ihre Geschäftslage als gut, 38% als befriedigend und 15% als schlecht bewerten, während die Auftragsreichweite auf knapp zehn Wochen gesunken ist.
Insgesamt wird deutlich, dass sowohl die handwerklichen Betriebe als auch die Bildungseinrichtungen in Sachsen auf einen Wandel angewiesen sind, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu bewältigen.
mz.de berichtet, dass …
wirtschaft-in-sachsen.de ergänzt, dass …