Was ist eine GbR? – Alles, was du über die Gesellschaft bürgerlichen Rechts wissen solltest
Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, kurz GbR genannt, ist eine Form der Personengesellschaft, bei der zwei oder mehr Personen zusammenkommen, um ein gemeinsames Unternehmen zu betreiben. Die GbR ist eine der ältesten und beliebtesten Rechtsformen in Deutschland und wird oft von Freiberuflern, kleinen Unternehmen und Start-ups gewählt. In diesem Artikel werden wir ausführlich auf die wichtigsten Aspekte einer GbR eingehen und alle relevanten Informationen liefern, die du darüber wissen solltest.
Definition einer GbR
Eine GbR entsteht automatisch, wenn zwei oder mehr Personen eine gemeinsame Geschäftstätigkeit ausüben, ohne dass ein förmlicher Vertrag erforderlich ist. Das bedeutet, dass eine GbR bereits dann existiert, wenn zwei oder mehr Personen beschließen, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, ohne dass weitergehende vertragliche Regelungen getroffen werden. Eine GbR kann jedoch auch durch Abschluss eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages gegründet werden.
Merkmale einer GbR
Eine GbR zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus, die sie von anderen Rechtsformen unterscheiden:
1. Gemeinsame Geschäftstätigkeit: Bei einer GbR arbeiten alle Gesellschafter aktiv und gleichberechtigt an der Geschäftstätigkeit mit. Es darf keine Trennung zwischen Arbeit und Kapital geben.
2. Gemeinsames Gewinn- und Verlustverhältnis: Die Gesellschafter teilen den Gewinn und tragen auch die Verluste entsprechend ihrer vereinbarten Beteiligung.
3. Haftung der Gesellschafter: Bei einer GbR haften die Gesellschafter persönlich und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft. Das bedeutet, dass sie mit ihrem gesamten Vermögen für die Schulden der GbR haften.
4. Keine juristische Person: Im Gegensatz zu einer GmbH oder AG ist eine GbR keine juristische Person. Die Gesellschafter agieren in eigenem Namen und sind für ihre Handlungen persönlich verantwortlich.
Gründung einer GbR
Die Gründung einer GbR erfolgt entweder automatisch durch Aufnahme der gemeinsamen Geschäftstätigkeit oder durch Abschluss eines schriftlichen Gesellschaftsvertrages. Ein Gesellschaftsvertrag ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, wird jedoch oft abgeschlossen, um die Rechte und Pflichten der Gesellschafter klar festzulegen.
Ein Gesellschaftsvertrag kann verschiedene Bestimmungen enthalten, wie z.B.:
– Namen und Wohnorte der Gesellschafter
– Firmenname der GbR
– Geschäftszweck
– Beteiligungsverhältnisse
– Gewinn- und Verlustverteilung
Der Gesellschaftsvertrag sollte schriftlich abgefasst und von allen Gesellschaftern unterschrieben werden. Es ist ratsam, einen Rechtsanwalt oder Notar hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass der Vertrag den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Rechte und Pflichten der Gesellschafter
Die Gesellschafter einer GbR haben bestimmte Rechte und Pflichten, die im Gesellschaftsvertrag oder im Gesetz festgelegt sind. Einige dieser Rechte und Pflichten umfassen:
– Mitwirkungspflicht: Jeder Gesellschafter ist verpflichtet, aktiv an der Geschäftstätigkeit der GbR teilzunehmen und sich aktiv einzubringen.
– Informationspflicht: Die Gesellschafter haben eine Informationspflicht untereinander. Das bedeutet, dass sie sich über alle wichtigen Angelegenheiten der GbR informieren müssen.
– Treuepflicht: Jeder Gesellschafter ist dazu verpflichtet, die Interessen der GbR zu wahren und nicht gegen diese zu handeln. Es ist wichtig, dass alle Gesellschafter im Interesse der GbR handeln und keine eigenen Interessen verfolgen.
– Stimmrecht: Bei Entscheidungen innerhalb der GbR haben die Gesellschafter das Recht, abzustimmen und Meinungsverschiedenheiten zu klären. In der Regel gilt das Prinzip der Einstimmigkeit, d.h. alle Gesellschafter müssen einer Entscheidung zustimmen.
Haftung in einer GbR
Die Haftung in einer GbR ist ein wichtiger Aspekt, der bei der Wahl dieser Rechtsform berücksichtigt werden sollte. Da Gesellschafter einer GbR persönlich und unbeschränkt haften, besteht ein Risiko für ihr persönliches Vermögen.
Das bedeutet, dass die Gesellschafter im Falle von Verbindlichkeiten der GbR mit ihrem gesamten Vermögen haften. Diese Haftung kann auch vor dem privaten Wohnhaus oder dem Bankkonto der Gesellschafter nicht haltmachen. Eine Möglichkeit, das Haftungsrisiko zu minimieren, besteht darin, eine Haftungsbegrenzung im Gesellschaftsvertrag festzulegen.
Besteuerung einer GbR
Eine GbR wird steuerlich als sogenannte „atypisch stille Gesellschaft“ behandelt. Dies bedeutet, dass die Gewinne und Verluste der GbR den Gesellschaftern individuell zugerechnet werden. Die Gesellschafter müssen ihre Anteile am Gewinn bzw. Verlust in ihrer persönlichen Steuererklärung angeben und versteuern.
Es gibt keine gesonderte Besteuerung auf Ebene der GbR selbst. Stattdessen werden die Einkünfte und Kosten auf die einzelnen Gesellschafter aufgeteilt und individuell besteuert. Jeder Gesellschafter muss eine Gewinn- und Verlustrechnung für seine Beteiligung an der GbR erstellen.
Beendigung einer GbR
Eine GbR kann auf verschiedene Arten beendet werden:
1. Kündigung: Jeder Gesellschafter kann die GbR jederzeit kündigen. Die Kündigung muss schriftlich erfolgen und ist sofort wirksam, es sei denn, es wurde etwas anderes im Gesellschaftsvertrag vereinbart.
2. Tod eines Gesellschafters: Der Tod eines Gesellschafters führt in der Regel zur Auflösung der GbR. Der verbleibende Gesellschafter kann jedoch die Geschäftstätigkeit alleine fortsetzen oder mit einem neuen Gesellschafter eine neue GbR gründen.
3. Erreichen des GbR-Zwecks: Wenn der Zweck der GbR erreicht ist oder die Voraussetzungen für die Fortführung des Geschäfts nicht mehr gegeben sind, kann die GbR aufgelöst werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Ist eine GbR die richtige Rechtsform für mein Unternehmen?
Eine GbR eignet sich für viele kleine Unternehmen, Freiberufler und Start-ups. Wenn du gemeinsam mit anderen Personen ein Unternehmen gründen möchtest und eine einfache und flexible Rechtsform suchst, könnte eine GbR die richtige Wahl sein.
2. Kann eine GbR als Arbeitgeber auftreten?
Ja, eine GbR kann als Arbeitgeber auftreten und Mitarbeiter beschäftigen. Die GbR ist dann für die Erfüllung aller arbeitsrechtlichen Pflichten verantwortlich.
3. Wie hoch darf der Gewinn in einer GbR sein?
Der Gewinn in einer GbR ist nicht gesetzlich begrenzt. Er hängt von der Art und dem Umfang der Geschäftstätigkeit ab.
4. Wie werden Gewinne und Verluste in einer GbR verteilt?
Die Gewinne und Verluste werden in der Regel gemäß den im Gesellschaftsvertrag vereinbarten Beteiligungsverhältnissen verteilt.
5. Können die Gesellschafter einer GbR gleichzeitig Angestellte sein?
Ja, die Gesellschafter einer GbR können gleichzeitig Angestellte sein. Sie können jedoch nicht als Gesellschafter und als Arbeitgeber gleichzeitig auftreten.
Fazit
Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist eine beliebte Rechtsform für kleine Unternehmen, Freiberufler und Start-ups. Sie bietet eine flexible und einfache Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Personen ein Unternehmen zu gründen und zu betreiben. Die Gesellschafter haben eine gemeinsame Geschäftstätigkeit, teilen den Gewinn und tragen die Verluste entsprechend ihrer Beteiligung. Die Haftung ist persönlich und unbeschränkt, was ein Risiko für das private Vermögen der Gesellschafter darstellt. Eine GbR kann entweder durch Aufnahme der gemeinsamen Geschäftstätigkeit oder durch Abschluss eines schriftlichen Gesellschaftsvertrags gegründet werden. Es ist ratsam, einen Rechtsanwalt oder Notar hinzuzuziehen, um den Vertrag zu erstellen. Bei der Entscheidung für eine GbR sollten alle relevanten Faktoren wie Haftung, Besteuerung und Beendigung beachtet werden.