
Bad Neuenahr-Ahrweiler kämpft auch vier Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe weiter um die Rückkehr zur Normalität. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) äußert sich besorgt über die unzureichenden Mittel für den Hochwasserschutz und fordert einen beschleunigten Wiederaufbau. Besonders die etwa 135 Todesopfer, von denen 75 aus Bad Neuenahr-Ahrweiler stammen, mahnen zur Eile. Die Zerstörung durch die Flut war verheerend, vier Kirchen und neun Schulen wurden zerstört, und der Unterricht läuft immer noch in Provisorien.
Der geschätzte Gesamtschaden an öffentlichen Gebäuden beläuft sich auf 1,4 Milliarden Euro, doch bisher wurde weniger als ein Drittel dieser Summe ausgezahlt. Viele Betroffene leben weiterhin in Tiny Houses und sehen sich mit den Herausforderungen einer langsamen Rückkehr in ein normales Leben konfrontiert. Orthen plädiert für eine Sonderzone mit weniger bürokratischen Hürden, die jedoch bislang nicht umgesetzt wurde.
Hochwasserschutz als zentrale Herausforderung
Die Frage des Hochwasserschutzes hat im Ahrtal oberste Priorität. Der überörtliche Hochwasserschutz wird nicht durch den Wiederaufbaufonds finanziert, und die Kosten für die dringend benötigten 17 Rückhaltebecken belaufen sich auf schätzungsweise zwei Milliarden Euro. Bürgermeister Orthen kritisiert die langsamen Antrags- und Genehmigungsverfahren, die den Fortschritt behindern.
Auf einem Gedenktag wird die Gemeinschaftsfähigkeit der Region betont, während Ministerpräsident Alexander Schweitzer erwartet wird. Während die äußeren Schäden im Ahrtal größtenteils beseitigt wurden, hofft Orthen auf positive Auswirkungen der Solidarität, die während der Katastrophe erlebte werden konnten. Er ist optimistisch, dass das Ahrtal in den kommenden Jahren sowohl infrastrukturell als auch mental gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen wird.
Nachhaltiger Wiederaufbau im Fokus
Im Rahmen des Forschungsverbundvorhabens KAHR wurde ein neuer Praxisleitfaden mit dem Titel „Nach der Flutkatastrophe: Chance für Veränderung“ veröffentlicht. Dieses Projekt ist gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und begleitet den Wiederaufbau im Ahrtal sowie in Nordrhein-Westfalen. Der Leitfaden zielt darauf ab, Gemeinden durch Empfehlungen und erfolgreiche Strategien zu unterstützen, die bereits von Hochwasser betroffen waren.
Das Leitmotiv des Dokuments lautet „Building Back Better“ (BBB) und fordert einen Wiederaufbau, der nachhaltige und resiliente Strukturen fördert. Dabei konzentriert sich der Leitfaden auf drei zentrale Handlungsfelder: Wiederaufbau, Risikobewertung und -verringerung sowie die Resilienz der Gesellschaften. Diese praxisorientierten Empfehlungen richten sich an betroffene Kommunen, die in klimaresiliente Siedlungsentwicklung investieren möchten.
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), das größte Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum, übernimmt die wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung ausgewählter Pilotkommunen. Difu wurde 1973 gegründet und hat seinen Standort in Köln. Das Institut bearbeitet ein breites Themenspektrum für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften, um im Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe nachhaltige Lösungen zu finden.
Weitere Details finden sich auf den folgenden Seiten: Focus berichtet und Difu informiert.