
Die deutsche Wirtschaft steht vor einem ernsthaften demografischen Problem: Immer mehr Babyboomer treten in den Ruhestand, während zwingend notwendige Arbeitskräfte fehlen, um diesen Verlust auszugleichen. Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau konnte bereits im Jahr 2024 etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht erfolgreich besetzen. Dies ist ein alarmierendes Signal, denn bis 2035 wird ein Verlust von rund sieben Millionen Arbeitskräften prognostiziert. Vanessa Ahuja, Vorständin der Bundesagentur für Arbeit, warnt vor „drastischen Folgen“ für Wirtschaft und Gesellschaft, sollte dieser Trend anhalten.
Die möglichen Konsequenzen sind vielfältig: Unternehmen könnten ihre Investitionen streichen oder ins Ausland abwandern, und die Sozialkassen laufen Gefahr, wichtige Beitragszahler zu verlieren. Vor diesem Hintergrund sieht Ahuja die Zuwanderung als zentrale Lösung, ergänzt durch die Aktivierung vorhandener Arbeitskräfte und Fortschritte in der Produktivität. Um den Verlust von 1,3 Millionen Menschen, die Deutschland zurzeit verlassen, auszugleichen, werden für 2025 1,7 Millionen Zuwanderer benötigt.
Fachkräftemangel und Integration
Migration hat Deutschland in der Vergangenheit ökonomisch unterstützt und könnte auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Laut Deutschlandfunk liegt der Anteil ausländischer Beschäftigter in Deutschland mittlerweile bei 6,7 Millionen in sozialversicherungspflichtigen Jobs. Diese Menschen tragen 13,2% zur Bruttowertschöpfung bei und sind wichtig für verschiedene Branchen, wie etwa das Reinigungsgewerbe, wo mehr als jeder dritte Mitarbeiter einen ausländischen Pass hat, sowie im Bauwesen, wo fast jeder Dritte ausländischen Ursprungs ist. Auch in der Ärzteschaft haben etwa 14% der praktizierenden Ärzte keine deutsche Staatsbürgerschaft.
Die Herausforderungen sind jedoch nicht zu unterschätzen: Bis 2035 könnte Deutschland bis zu sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte verlieren, so der ehemalige Arbeitsminister Hubertus Heil. Diese Situation macht die Zuwanderung notwendiger denn je, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Zudem verschärft sich die Lage, wenn man bedenkt, dass in 2023 rund 570.000 Stellen offen blieben, weil es nicht genügend passend qualifizierte Arbeitslose gab.
Hürden und Chancen der Einwanderung
Obwohl seit Jahren viele Migranten zur Arbeit nach Deutschland kommen, gibt es zahlreiche Hürden. Lange Wartezeiten auf Visa, eine langsame Bürokratie und Diskriminierung stellen ernsthafte Probleme dar. Zudem zeigt eine Umfrage, dass 73% der Unternehmen die AfD als Risiko für die Fachkräftesicherung sehen und dass es im Vergleich zu anderen Ländern an Anreizen wie Steuervorteilen für neu zugewanderte Fachkräfte mangelt. Laut den Prognosen müsste Deutschland jährlich zwischen 300.000 und 400.000 Menschen anwerben, um das Arbeitskräftepotenzial stabil zu halten.
Die Merz-Regierung hat sich im Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, ein einwanderungsfreundliches Land zu schaffen, wobei Qualifikationen gefördert und der Zugang zu sozialen Systemen reduziert werden sollen. Der Bedarf an hochqualifizierten Migranten ist auffällig, da im Jahr 2020 über 35% der Einwanderer gering qualifiziert waren. Um die Potenzialrate bis 2029 auf 1,1 Prozent zu steigern, wäre eine Zuwanderung von 1,5 Millionen Erwerbspersonen notwendig.
Zusammenfassend ist klar: Die deutsche Wirtschaft benötigt dringend zukunftsweisende Ansätze, um dem bevorstehenden Fachkräftemangel zu begegnen. Migration könnte ein zentraler Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderung sein, doch müssen gleichzeitig auch die erkannten Hürden konsequent angegangen werden.