
In Europa sehen sich viele Menschen der wachsenden Gefahr von Altersarmut gegenüber. Experten warnen, dass die größte Bedrohung nicht in den Kursschwankungen der Finanzmärkte zu finden ist, sondern vor allem in der Angst der Anleger vor dieser Volatilität. Gerade in Deutschland scheint die Bevölkerung zu zögern, sich aktiver mit Aktienanlagen auseinanderzusetzen. Laut NZZ korreliert das mangelnde Vertrauen in Aktieninvestitionen oft mit einer falschen Vorsicht, die dazu führt, dass Anleger nicht von den langfristig höheren Renditen profitieren können.
Eine Person in ihren Fünfzigern hat oft den Großteil ihres Vermögens in Pensionskassen angelegt, die lediglich 2-3% Zinsen auf Altersguthaben bieten. Diese Renditen sind oft nicht ausreichend, um die Kaufkraft über die Zeit zu sichern. In der Dritten Säule befinden sich ebenfalls Fonds mit ähnlichen Erträgen. Diese stagnierende Entwicklung steht im Kontrast zur Performance des S&P 500, der im Mai um 6% zulegte, was mehr als doppelt so viel ist wie die Jahresverzinsung der Pensionskassen.
Die Rolle der Aktien im Altersvorsorgesystem
Der aktuelle Zustand der Altersvorsorge in Deutschland verdeutlicht, dass viele Bürger ihr Vermögen hauptsächlich in Bargeld oder auf Girokonten halten, statt in zukunftsträchtige Anlagen wie Aktien zu investieren. Nur etwa 17,6% der Deutschen sind Aktionäre, während in den USA dieser Anteil bei 54% liegt, zeigt Tagesschau. Besonders Frauen sind von der ‚Aktienphobie‘ betroffen, die großen Respekt vor dem Aktienmarkt hegen, was sich deutlich in der geringen Anzahl weiblicher Aktionäre – nur 38% – widerspiegelt.
Diese „Aktienphobie“ hat konkrete finanzielle Auswirkungen: Frauen erhalten im Schnitt 900 Euro Rente und damit 42,6% weniger als Männer. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Altersrente für Frauen bei 890 Euro monatlich. Experten betonen, dass eine gezielte Investition in Aktien Altersarmut wirksam abmildern könnte. Dennoch bleibt die Bundesregierung mit ihrer geplanten Aktienrente, die jährlich 12 Milliarden Euro in verschiedene Vermögenswerte investieren will, weit hinter den Erwartungen zurück, die Ängste der Bevölkerung abzubauen.
Potenziale der Aktienanlagen
Obwohl Aktienmärkte oft mit Unsicherheit verbunden sind, zeigen sie auf lange Sicht eine positive Rendite von durchschnittlich 7,5% weltweit. Insbesondere Small Caps und Technologieaktien haben das Potenzial für höhere Renditen, auch wenn sie mit höherer Volatilität einhergehen. Die Aussage, dass Kursschwankungen für langfristige Anleger kein Risiko, sondern eine Chance darstellen, wird zunehmend akzeptiert. Zudem werden alternative Anlagen wie Bitcoin und kleinere Kryptowährungen von Experten als wertvolle, wenn auch risikobehaftete, Ergänzungen betrachtet.
Es bleibt abzuwarten, ob eine bessere Finanzbildung in Schulen und eine intensivere Aufklärung dem „aktiven Handeln“ in der Altersvorsorge Vorschub leisten können. Nur durch eine proaktive Herangehensweise an ihre Finanzen können Bürger sicherstellen, dass sie im Alter nicht von einer möglicherweise unzureichenden staatlichen Altersversorgung abhängig sind. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass volatiles Umfeld auch echte Chancen birgt und nicht nur Risiken, die es zu meiden gilt.