Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird in Deutschland so viel gearbeitet wie noch nie zuvor. Im vergangenen Jahr belief sich das Gesamtarbeitsvolumen auf rund 55 Milliarden Stunden, der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Obwohl die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Beschäftigten kontinuierlich abnimmt, tragen vor allem die vermehrte Teilnahme von Frauen am Arbeitsleben zu diesem rekordverdächtigen Ergebnis bei.
Der Anstieg der Erwerbstätigkeit von Frauen um 16 Prozentpunkte von 1991 bis 2022 spiegelt den gesellschaftlichen Wandel wider, hin zu mehr Zweiverdienerhaushalten. Dennoch arbeiten Frauen im Durchschnitt deutlich weniger Stunden als Männer, da viele von ihnen Teilzeitbeschäftigungen nachgehen, obwohl sie gerne mehr arbeiten würden. Dies führt zu einer im europäischen Vergleich geringen durchschnittlichen Arbeitszeit aller Beschäftigten von 34,7 Wochenstunden in Deutschland.
Um das Arbeitsmarktpotenzial von Frauen besser zu nutzen und Fehlanreize zu beseitigen, schlägt die Studie Reformen der Lohnsteuerklassen und des Ehegattensplittings vor. Dadurch könnten Frauen dazu ermutigt werden, ihre Arbeitszeit über die Minijob-Grenze hinaus auszuweiten. Eine gerechtere Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern bei Kinderbetreuung und Haushalt könnte ebenfalls dazu beitragen, die Arbeitsmarktbedingungen für Frauen zu verbessern.
Es wird betont, dass die realisierten Arbeitszeiten nicht unbedingt den Wünschen der Beschäftigten entsprechen. Insbesondere hinsichtlich der Kinderbetreuung könnte es noch Jahre dauern, bis Männer und Frauen gleichermaßen Zeit investieren. Die Studienautoren betonen daher die Bedeutung von Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogeneren Arbeits- und Familienaufteilung sowie zur Schaffung von infrastrukturellen Unterstützungsangeboten durch die Politik.