Die Debatte über Arbeitszeitverkürzung erhält in aktuellen Diskussionen über gute Arbeit zunehmend an Bedeutung. Gewerkschaften fordern seit langem eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich als zentrales Element arbeitspolitischer Kämpfe. Diese Forderung nach 35-, 32- oder sogar 28-Stunden-Wochen zielt nicht nur darauf ab, den Wünschen vieler Menschen nach mehr Freizeit entgegenzukommen, sondern thematisiert auch das Verhältnis zwischen Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit.
Die Diskussion über Arbeitszeitverkürzung stellt auch die Frage nach dem zukünftigen Wirtschaftssystem. Soll die Zukunft auf einer Fortsetzung der Industrie- und Wachstumsökonomie beruhen, oder streben wir eine sozial-ökologische Transformation an, die ökonomische Strukturen konsequent aus ökologischer und sozialer Verträglichkeit heraus gestaltet?
Hinter der Arbeitszeitfrage verbirgt sich der grundlegende Systemkonflikt um die gerechte Verteilung des erwirtschafteten Reichtums. Befürworter einer sozial-ökologischen Transformation betonen, dass eine gerechte Umverteilung von Reichtum unerlässlich ist. Dabei verdeutlichen Beispiele wie die Notwendigkeit von kürzeren Arbeitszeiten in Branchen mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung die Bedeutung einer gerechten Verteilung.
Die Bewegung für kürzere Arbeitszeiten hat bereits Erfolge wie die Einführung der verkürzten Vollzeit in einigen Branchen erzielt. Studien zeigen, dass 81 Prozent der Vollzeitbeschäftigten einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich positiv gegenüberstehen. Diese Diskussion unterstreicht die Zunahme des Bedürfnisses vieler Menschen nach mehr freier Zeit.
Der Konflikt um Arbeitszeitverkürzung könnte in Zukunft zu einem zentralen Aushandlungsfeld für die Gestaltung der Wirtschafts- und Arbeitswelt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion um die Umverteilung von Arbeit und Reichtum weiterentwickeln wird, um die Balance zwischen Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit zu finden.