Finanzen

Betriebliche Altersvorsorge: Reformbedarf in Deutschland

Betriebsrenten vereinfachen: Wie andere Länder vorsorgen

Ein Blick ins Ausland legt nahe, dass Betriebsrenten eine vielversprechende Möglichkeit sind, sich effektiv auf den Ruhestand vorzubereiten. In Deutschland hingegen bleiben zahlreiche Hürden bestehen, die die Altersvorsorge erschweren. Laut dem Statistischen Bundesamt stecken 15 Prozent der Männer und 20,8 Prozent der Frauen im Ruhestand in der Armutsfalle. Trotz wiederholter Rentenreformen konnte die Situation nicht grundlegend verbessert werden. Insbesondere die Altersvorsorge in Deutschland weist gravierende Defizite auf, wie eine Untersuchung des Roman Herzog Instituts bestätigt.

Die betriebliche Altersvorsorge, bei der Arbeitgeber Vorsorgetöpfe für ihre Angestellten einrichten, ist in Deutschland eine beliebte Ergänzung zur staatlichen Rente. Dennoch gestaltet sich die Umsetzung oft als kompliziert und mit zahlreichen Anforderungen verbunden. Der mangelnde Einbezug von Verhaltensökonomie führt dazu, dass potenzielle Anwärter selten aktiv werden, um die betriebliche Altersvorsorge zu nutzen. Im Gegensatz dazu zeigen Länder wie Neuseeland und Schweden erfolgreiche Ansätze durch die Anwendung von „Nudging“, das den Arbeitenden hilft, eigenverantwortlich für ihre Altersvorsorge zu sorgen, ohne bevormundet zu werden.

Schweden hat 1999 ein Mischmodell für die staatliche Alterssicherung eingeführt, das auch Aktien in die Prämienrente einbezieht. Dabei tragen Arbeitende und Arbeitgeber die Investitionen langfristig zu je 40 bzw. 60 Prozent. Mit Vermögenswerten von rund 2000 Milliarden schwedischen Kronen (ca. 178 Milliarden Euro) im Jahr 2023 verfügt Schweden über umfangreiche Altersfonds. In Deutschland stieß ein ähnliches Modell auf Interesse, das unter dem Namen „Generationkapital“, vormals Aktienrente, diskutiert wurde. Trotz kontroverser Meinungen zur Rentenlösung wird die potenzielle Übernahme des Modells in Deutschland erwogen.

Auch in Neuseeland zeichnet sich eine positive Entwicklung durch das KiwiSaver-Programm zur Förderung der betrieblichen Altersvorsorge ab. Durch automatische Anmeldung neuer Mitarbeiter bei KiwiSaver und flexible Beitragsraten wird breite Beteiligung ermöglicht. Mit staatlichen Zuschüssen und Fokus auf sichere Investitionen haben über 3,3 Millionen Neuseeländer von diesem Programm profitiert. Durch effektive Maßnahmen wie „Nudging“ und innovative Rentenmodelle aus dem Ausland könnte Deutschland die Hürden für Betriebsrenten reduzieren und die Altersvorsorge nachhaltig stärken.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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