
Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) bleibt in Deutschland ein eher seltenes Angebot, das bislang ein Nischendasein fristet. Dies berichten verschiedene Studien, die sich mit der aktuellen Marktlage der Versicherungsanbieter beschäftigen. Die Implementierung dieser Versicherungsform hat in der Praxis nur vereinzelt stattgefunden. Arbeitgeber investieren vorwiegend in die betriebliche Altersversorgung (bAV) und die betriebliche Krankenversicherung (bKV), die jedoch ebenfalls nicht flächendeckend etabliert sind. Entsprechend zeigt die aktuelle Studie von Asscompact, dass lediglich etwa 22 Prozent der Versicherungsmakler betriebliche BU-Versicherungen vermitteln. Insbesondere Selbstständige könnten von einem geringeren Verbreitungsgrad betroffen sein, da sie oft nicht in diesem Segment aktiv sind.
Die Studie hebt hervor, dass über die Hälfte der befragten Makler eine zurückhaltende Gesprächsbereitschaft seitens der Arbeitgeber beobachten. Zudem kämpfen viele Betriebe aufgrund steigender Kosten um die wirtschaftliche Stabilität. Ein weiteres praktisches Hindernis bleibt die steuerliche Behandlung im Leistungsfall: Während die private BU-Versicherung nur den Ertragsanteil versteuert, unterliegt die betriebliche BU-Rente der vollen Besteuerung. Um eine signifikante Versorgungslücke zu schließen, wäre eine Anpassung der betrieblichen BU-Rente notwendig. Besonders schwierig erweist sich die Portabilität, da neue Arbeitgeber nicht verpflichtet sind, bestehende BU-Versicherungen zu übernehmen.
Erwartungen an die betriebliche BU-Versicherung
Dennoch zeigen sich einige Makler optimistisch: 38 Prozent von ihnen erwarten, dass die betriebliche BU-Versicherung in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Diese Annahme könnte sich als treffend erweisen, zumal 64 Prozent der Makler in der vereinfachten Umsetzung und geringeren Verwaltungslast einen zentralen Hebel für die Akquise von Unternehmen sehen. Das Interesse an der betrieblichen BU-Versicherung könnte durch Reformen in der Handhabung und steuerlichen Behandlung gefördert werden.
Beliebteste Anbieter unter Versicherungsmaklern
In einer ergänzenden Marktstudie zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherungen zeigt sich, welche Anbieter in der Vermittlerszene besonders hoch im Kurs stehen. Swiss Life führt hier die Liste an und verzeichnet die höchste Weiterempfehlungsbereitschaft unter unabhängigen Vermittlern, gefolgt von Alte Leipziger und Volkswohl Bund. Laut der Untersuchung von VersicherungsJournal wurde die Studie durch eine Online-Umfrage unter 336 Versicherungsmaklern durchgeführt und ergab, dass der Net-Promoter-Score (NPS) das Maß für die Empfehlungsbereitschaft darstellt.
Die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. vermittelt die meisten Geschäfte im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung und erreicht einen NPS-Wert von 71,9. Swiss Life weist sogar über 80 Prozent Fürsprecher auf, während AXA und HDI durch vergleichsweise niedrige NPS-Werte negativ auffallen und im Neugeschäftplätze belegen, die ihre Marktchancen bereuen lassen. Die Gesamtzufriedenheit in der Vermittlerschaft wird ebenfalls beleuchtet, wobei die Alte Leipziger, Swiss Life und Volkswohl Bund jeweils 93 von 100 möglichen Punkten erreichen, was auf eine hohe Kundenzufriedenheit hinweist.
Insgesamt bleibt die Zukunft der betrieblichen BU-Versicherung ungewiss, doch Potenziale zur Verbesserung und Vermarktung existieren durchaus. Damit die betriebliche BU-Versicherung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wird, müssen sowohl Flexibilität als auch umfassende Informationen für Arbeitgeber geschaffen werden.