
Deutsche Unternehmen zeigen seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump am 20. Januar 2023 ein stark rückläufiges Investitionsverhalten in den USA. Laut der taz betrugen die Investitionen im Februar und März 2023 lediglich 265 Millionen Euro, während im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch beeindruckende 4,6 Milliarden Euro in den amerikanischen Markt geflossen sind. Dies entspricht einem Rückgang von 18-mal, was in erster Linie auf die durch Trumps Wirtschaftspolitik erzeugte Unsicherheit zurückzuführen ist.
Ein weiteres Indiz für diese Entwicklung ist die Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, das die fehlenden Investitionen als Zeichen einer allgemeinen Nervosität unter deutschen Unternehmen interpretiert. Aktuell gehen rund 10 Prozent der deutschen Exporte in die USA, wobei die Hauptsendeprodukte Maschinen, chemische Erzeugnisse und Autos sind. Trumps Politik, die unter anderem auf Zölle setzt, verfolgt das Ziel, Unternehmen zu motivieren, ihre Fabriken in den USA zu errichten und somit Arbeitsplätze zu schaffen.
Unsicherheiten bremsen Investitionen
Die Unsicherheit über zukünftige Zölle und ihre möglichen Auswirkungen auf die Produktionskosten hat jedoch eine abschreckende Wirkung auf Unternehmen. Auch rechtliche Rahmenbedingungen und Schwankungen bei Steuern und Energiepreisen tragen zur Verunsicherung bei. Trotz dieser Herausforderungen haben einige deutsche Autobauer, wie Audi, beschlossen, ihre Produktionskapazitäten in den USA auszuweiten. BMW, Mercedes und VW befinden sich derzeit in Verhandlungen mit der US-Administration über mögliche Zoll-Deals.
Die Außenhandelsexpertin Samina Sultan erwartet auch in naher Zukunft einen anhaltenden Trend zu sinkenden deutschen Investitionen in den USA. Viele deutsche Firmen haben begonnen, ihre globalen Produktionsstrukturen zu überprüfen und in andere Länder wie Mexiko, Vietnam, Indien und Thailand auszuweichen, die ebenfalls als Exportmärkte in die USA fungieren.
Erwartete Zollsätze und Anpassungen der Lieferketten
Angestellte der KPMG warnen in einem Bericht über die Auswirkungen der US-Zölle, dass bei Einführung erhöhter Zölle in 90 Tagen mit drastischen Sätzen zu rechnen ist: Mexiko könnte mit einem Zoll von 25%, Vietnam mit 46%, Indien mit 26% und Thailand mit 36% belastet werden. Im Vergleich dazu beträgt der Zoll für die EU 20%. Für China ist die Situation noch dramatischer, da dort ein Zuschlag von 145% ansteht.
Diese neuen Zollregelungen zwingen deutsche Unternehmen dazu, ihre Lieferketten gründlich zu analysieren. Die Verlagerung von Produktionskapazitäten aus Ländern mit hohen Zöllen könnte zur Schließung neuer Produktionsstätten führen, was in den Bilanzen der Firmen zu Abschreibungen führen kann. Die Unternehmen müssen sich auf eine stärkere Lokalisierung und Regionalisierung der Lieferketten einstellen, um zukunftssicher zu agieren. Das bedeutet für viele Firmen, dass Produktionsstätten in der EU für den europäischen Markt, in Asien für den asiatischen Markt und in den USA für den amerikanischen Markt eingerichtet werden müssen.
In der gegenwärtigen Lage ist eine sorgfältige Überprüfung und Anpassung der globalen Produktionsstrukturen unerlässlich, um die finanziellen Belastungen durch Zollansprüche auf Teile und Zwischenprodukte zu minimieren. Diese Entwicklungen zeigen, wie sehr die internationale Geschäftstätigkeit von politischen Entscheidungen beeinflusst wird.