Deutschland hat kürzlich Japan als größten Gläubigerstaat der Welt abgelöst. Dies ist das erste Mal seit 34 Jahren, dass Japan diese wettbewerbsstarke Position abgeben muss. Laut it-boltwise.de beträgt das Nettoauslandsvermögen Deutschlands rund 3,51 Billionen Euro, während Japan mit etwa 3,3 Billionen Euro nachfolgt. Dieses Nettoauslandsvermögen ergibt sich aus der Differenz zwischen den im Ausland gehaltenen Vermögenswerten und denen, die von Ausländern in Deutschland besessen werden. Ein hoher Wert zeigt an, dass ein Land mehr Vermögenswerte im Ausland hält, was es zu einem Gläubigerstaat macht.
Deutschland profitierte in der letzten Zeit von einem Leistungsbilanzüberschuss von 248,7 Milliarden Euro im Jahr 2024, das vor allem durch starke Exportleistungen erreicht wurde. Im Gegensatz dazu verzeichnete Japan einen Leistungsbilanzüberschuss von nur 29,4 Billionen Yen, etwa 180 Milliarden Euro. Trotz einer leichten Schwäche in der Industrie und Stellenabbau im eigenen Land hat Deutschland weiterhin mehr Güter exportiert als importiert. Dies bekräftigt die Einschätzung, dass der Exportsektor ein wesentlicher Motor der deutschen Wirtschaft bleibt.
Internationaler Kontext und geopolitische Risiken
Das Überholen Japans hat auch geopolitische Implikationen. Geopolitische Spannungen, insbesondere in Bezug auf China, könnten Risiken für die deutschen Vermögenswerte darstellen. Jörg Krämer von der Commerzbank weist darauf hin, dass die Vermögenswerte Deutschlands in China bei einem Konflikt um Taiwan gefährdet sein könnten. Der Finanzexperte Clemens Fuest vom Ifo-Institut hebt zudem hervor, dass Deutschland dringend mehr Investitionen im Inland braucht, um Arbeitsplätze zu sichern und Steueraufkommen zu erhöhen.
Der Wechsel in der Rangliste hat für Verbraucher und Unternehmen jedoch keinen direkten Einfluss. Dennoch könnten die Veränderungen in der globalen wirtschaftlichen Situation langfristig Auswirkungen auf Handelsbeziehungen und wirtschaftliche Ungleichgewichte haben. US-Präsident Donald Trump hatte bereits frühere Leistungsbilanzüberschüsse anderer Länder als Bedrohung für die US-Wirtschaft identifiziert und kritisierte Deutschland für seinen Exportüberschuss.
Anstieg von Vermögenswerten in Japan
Obwohl Japan die Position als größter Gläubigerstaat verloren hat, ist der Finanzminister Katsunobu Kato unbeeindruckt und betont den kontinuierlichen Anstieg des Nettoauslandsvermögens, welches Ende 2024 etwa 533,05 Billionen Yen (3,28 Billionen Euro) betrug. Diese Zahl stellt einen Anstieg von etwa 13 % im Vergleich zum Vorjahr dar. Allerdings hat ein schwächerer Yen sowohl zum Anstieg der Auslandsvermögen als auch der Verbindlichkeiten in Japan beigetragen.
Insgesamt bleibt China mit einem Nettovermögen von 3,18 Billionen Euro auf dem dritten Platz in der Welt. Der Euro-Yen-Kurs ist im vergangenen Jahr um rund 5 % gestiegen, was den Anstieg deutscher Vermögenswerte in Yen verstärkte und die Bedeutung der Handelsbeziehungen weiter unterstreicht. Trotz der Herausforderungen in den internationalen Märkten bleibt der deutsche Finanzsektor in einer starken Position, während Japan auf eine Rückkehr zu alter Stärke hofft.
Die momentane Situation verdeutlicht, wie eng das Nettoauslandsvermögen mit der Handelsbilanz eines Landes verknüpft ist und lässt auf die Komplexität globaler Wirtschaftsbeziehungen schließen.
