Deutschlands Schuldenberg beläuft sich laut Angaben der Bundesbank auf 2,62 Billionen Euro, wobei dieser Betrag im Vergleich zum Vorjahr um 62 Milliarden Euro angestiegen ist. Trotz des Rückgangs des Schuldenstands auf 63,7 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts sehen Ökonomen des Zentrums für Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Strube-Stiftung eine Diskrepanz in den veröffentlichten Daten. Laut einer ZEW-Studie sind die tatsächlichen Schulden Deutschlands um 261,5 Milliarden Euro höher, da die EU-Verschuldung in den nationalen Daten nicht berücksichtigt wird, was den fiskalischen Spielraum der Mitgliedsstaaten beeinträchtigt.
Die Ökonomen betonen, dass die EU-Verschuldung politisch attraktiv sein mag, jedoch ökonomisch falsche Anreize setzt, insbesondere für stark verschuldete Staaten. Sie fordern eine Zurechnung der EU-Verschuldung zu den Staatsschulden der Mitgliedsländer, um die aktuelle fiskalische Intransparenz zu überwinden. Insbesondere die Maßnahmen der EU zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie haben zu einem Anstieg der deutschen Schulden beigetragen. Der Wiederaufbauplan „Next Generation EU“ hat Deutschland finanzielle Verpflichtungen in Höhe von 750 Milliarden Euro beschert.
Die ZEW-Studie teilt die auf Deutschland entfallenden EU-Schulden in verschiedene Bereiche ein, wobei der größte Anteil auf die Tilgung von Zuschüssen und Programmen im Corona-Wiederaufbauplan zurückzuführen ist. Deutschland übernimmt zudem Garantien und einen Anteil an EU-Krediten an Nicht-Mitgliedstaaten. Der deutsche Schuldenberg wird somit durch die EU-Maßnahmen deutlich vergrößert. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen langfristig auf die fiskale Situation Deutschlands auswirken werden.