Top-Ängste 2023
Deutsche fürchten um ihren Wohlstand
12.10.2023, 11:51 Uhr
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Die Angst vor stark steigenden Lebenshaltungskosten ist laut einer repräsentativen Umfrage die größte Sorge der Menschen in Deutschland. Mehr als zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie sich vor anziehenden Preisen fürchteten, wie die Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ ergab.
Auch auf Platz zwei und drei der Rangliste landeten Sorgen vor wachsenden Kosten: Sechs von zehn Bundesbürgern (60 Prozent) haben demnach Angst, dass Wohnen unbezahlbar wird und fast genau so viele (57 Prozent) fürchten, dass der Staat dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt.
Die Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ wird seit mehr als 30 Jahren regelmäßig von der R+V-Versicherung in Auftrag gegeben und gilt als kleiner Seismograf der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Familie und Gesundheit. Für die diesjährige Befragung wurden zwischen Juni und August rund 2400 Menschen im Alter ab 14 Jahren von Meinungsforschern befragt. Die Teilnehmer sollten vorgegebene Themen auf einer Skala von eins (gar keine Angst) bis sieben (sehr große Angst) bewerten. Daraus wird die Rangfolge ermittelt.
Wachsende Abstiegsängste
Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten steht den Angaben zufolge regelmäßig an der Spitze der größten Ängste, so auch vergangenes Jahr. Deutschland verzeichnete die höchste Inflation seit Gründung der Bundesrepublik. Das Leben hat sich dadurch sprunghaft verteuert. Auch in diesem Jahr machen sich gestiegene Preise, nicht zuletzt an der Supermarktkasse, bemerkbar. „Die Menschen fühlen sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht und sehen ihren Lebensstandard gefährdet. Das schürt Abstiegsängste“, sagte Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie als Beraterin begleitete.
Am stärksten stieg in diesem Jahr allerdings die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten die Deutschen und ihre Behörden überfordert. Hier ging es zum Vorjahr um elf Prozentpunkte nach oben auf 56 Prozent. „Bisher war diese Angst im Osten immer deutlich größer als im Westen. Das ändert sich in diesem Jahr“, heißt es in der Studie. In Westdeutschland kletterte diese Sorge um 13 Prozentpunkte, in Ostdeutschland bleibe sie unverändert.
„Aus einer überwiegend ostdeutschen Sorge ist damit ein Thema geworden, das die Menschen überall in Deutschland gleichermaßen bewegt“, sagte die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Universität Marburg. „Die Befragten haben Angst, dass die Integration nicht gelingt.“ Diese Entwicklung müsse die Politik ernst nehmen und Lösungen aufzeigen, „damit Migration als Chance und nicht als Bedrohung erlebt wird“.
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