
Die Bonpflicht, die 2020 im Rahmen der Bekämpfung von Steuerbetrug im Einzelhandel eingeführt wurde, könnte bald Geschichte sein. Händler sind seit der Einführung verpflichtet, ihren Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg auszuhändigen. Diese Maßnahme sollte Steuerbetrug im Kassenbereich vermindern, doch die Auswirkungen sind umstritten.
Untersuchungen zeigen, dass viele der ausgegebenen Bons direkt im Restmüll landen, da sie über eine Thermobeschichtung verfügen, die eine Entsorgung in der Papiertonne unmöglich macht. Dies führt zu steigenden Kosten für die Händler, die laut dem Handelsverband HDE allein bei großen Einzelhandelsgruppen Millionen Euro ausmachen können. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth bringt zudem die Frage auf, ob es sinnvoll ist, Belege zu erstellen, die der Kunde nicht wünscht.
Ökonomische Auswirkungen und Steuerverluste
Die Kritik an der Bonpflicht wird nicht nur aus ökonomischen Gesichtspunkten laut, sondern auch hinsichtlich des entstehenden Papierverbrauchs. Der Handelsverband HDE weist darauf hin, dass im Zusammenhang mit der Bonpflicht Steuereinnahmen von bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr entgehen, was als ernsthaftes Problem angesehen wird, das im Zusammenhang mit Kassendiebstahl steht. Florian Köbler von der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG) sieht die Bonpflicht hingegen als bisherige Erfolgsgeschichte, die vor allem dazu beigetragen hat, dass weniger Geld am Fiskus vorbeiführt.
Köbler fordert allerdings auch, dass die Finanzämter regelmäßig Kontrollen durchführen sollten, um die Wirksamkeit dieser Maßnahme zu gewährleisten. Seine Sichtweise unterscheidet sich grundlegend von den Argumenten, die zunehmend für eine Abschaffung der Bonpflicht sprechen, da der administrative Aufwand für die Händler immer weiter wächst.
Zukünftige Entwicklungen
Eine mögliche Abschaffung der Bonpflicht wird von verschiedenen Seiten begrüßt. Der Handelsverband spricht sich klar für eine Lockerung der Regelung aus. Im Hinblick auf die Zukunft wird ab 2027 eine Pflicht für elektronische Registrierkassen für Geschäfte mit einem Jahresumsatz von über 100.000 Euro eingeführt. Diese Maßnahme könnte als Kompensation für die abgeschaffte Bonpflicht fungieren und als wichtiger Schritt zur Modernisierung des Einzelhandels angesehen werden.
Die Diskussion über die Bonpflicht zeigt deutlich, wie die Meinungen über sinnvolle Kontrollen und den damit verbundenen Aufwand auseinandergehen. Während einige die Maßnahme als notwendig erachten, um Steuerbetrug zu minimieren, sind andere der Meinung, dass die Kosten und der Aufwand unverhältnismäßig sind und eine Überarbeitung der gesetzlichen Richtlinien dringend notwendig wäre.
Ob die Bonpflicht tatsächlich demnächst aufgegeben wird, bleibt abzuwarten, doch die Debatte darüber ist bereits in vollem Gange. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Einzelhandel weiterentwickeln werden.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Artikel auf Chip und RND lesen.