Investitionen

Entwicklungshilfe in Gefahr: UN-Konferenz fordert dringend neue Mittel

Die vierte UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung hat heute in Sevilla, Spanien, begonnen. Mit über 4.000 Teilnehmern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Finanzinstitutionen ist die Konferenz ein bedeutendes Ereignis in der globalen Entwicklungszusammenarbeit. Besonders ins Gewicht fällt die Abwesenheit der USA, die als Rückzug aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit interpretiert wird. Präsident Donald Trump hat über 80 Prozent der Finanzierung für Programme der US-Entwicklungshilfebehörde USAID gestrichen.

Diese massive Kürzung könnte erhebliche Folgen für die globale Entwicklungsfinanzierung haben, da die USA in der Vergangenheit einer der größten Geldgeber in der internationalen Entwicklungshilfe waren – mit etwa 65 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Auch andere wohlhabende Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben ihre Entwicklungsgelder gekürzt, um ihre Verteidigungsbudgets zu erhöhen. Die deutsche Delegation wird von Alibali-Radovan geleitet, während rund 50 Staats- und Regierungschefs an der Konferenz teilnehmen.

Dringlichkeit der finanziellen Unterstützung

UN-Generalsekretär António Guterres hat während der Eröffnungszeremonie betont, dass jährlich mehr als vier Billionen Dollar erforderlich sind, um die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen. Guterres fordert, den „Entwicklungsmotor“ in einer von Ungleichheiten, Klimachaos und Konflikten erschütterten Welt wieder anzukurbeln. Experten warnen, dass die Entwicklungshilfe bis 2025 den größten Rückgang aller Zeiten erleben könnte.

Ein zentraler Punkt der Diskussionen in Sevilla ist die Reform der internationalen Finanzordnung sowie die Neugestaltung der internationalen Finanzarchitektur. Die Verpflichtung von Sevilla sieht eine Verdopplung der Kreditvergabekapazitäten der Entwicklungsbanken vor und fordert eine vorhersehbare Finanzierung für soziale Ausgaben.

Steigende Bedürfnisse und Finanzierungslücken

Der Finanzbedarf ärmerer Entwicklungsländer ist seit 2015 um mehr als ein Drittel gestiegen, insbesondere aufgrund des Klimawandels. Aktuell beträgt die Finanzierungslücke für die globale Entwicklungshilfe nahezu 6,17 Milliarden Euro. Die Kürzungen in den Budgets der wohlhabenden Länder haben diese Situation weiter verschärft. Österreich hat kürzlich sein Budget für Entwicklungszusammenarbeit um fünf Millionen Euro auf 133,6 Millionen Euro gekürzt, wobei für 2026 nur noch 114 Millionen Euro vorgesehen sind.

Die Themen der Konferenz umfassen die Mobilisierung öffentlicher Entwicklungsgelder, die Förderung privater Investitionen, internationale Steuerkooperation und die Lösung von Schuldenkrisen im Globalen Süden. EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen wird ebenfalls anwesend sein und enge Kontakte zu Ländern des Globalen Südens pflegen.

Die Situation wird von vielen als alarmierend wahrgenommen. SPÖ-EU-Delegationsleiter Andreas Schieder warnt vor weiteren Kürzungen durch die EU-Kommission und fordert mehr europäisches Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit. Experten äußern jedoch Skepsis gegenüber dem Abschlussdokument der Konferenz, das als wenig ambitioniert und unverbindlich kritisiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Konferenz die erforderlichen Fortschritte für eine nachhaltige Entwicklungsfinanzierung erzielen kann.

Für weitere Details zur Konferenz und den besprochenen Themen verweisen wir auf ZDF heute und Die Presse.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert