
Der Zusammenbruch des schwedischen Batterieherstellers Northvolt verdeutlicht die Herausforderungen beim Aufbau einer europäischen Batteriezellenindustrie. Die Ambitionen der EU, dem dominierenden asiatischen Markt entgegenzuwirken, zeigen sich in den massiven Aufträgen, die Northvolt gesichert hatte. Mit 55 Milliarden Dollar an Aufträgen von namhaften europäischen Automobilherstellern galt das Unternehmen als ernstzunehmender Konkurrent für chinesische Hersteller. Allerdings meldete Northvolt im März 2023 Insolvenz an, nachdem es mit operativen Rückschlägen und finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Verluste des Unternehmens verdreifachten sich im Jahr 2023 auf 1,03 Milliarden Dollar, was schließlich zu einem drastischen Stellenabbau führte.
Die aktuelle Situation in der europäischen Batteriewirtschaft ist besorgniserregend. Laut einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es unter Fachleuten aus der Autobranche, Unternehmensberatern und Ökonomen keinen Konsens über die strategischen Konsequenzen und Empfehlungen. Achim Kampker von der RWTH Aachen hebt die Bedeutung von Batterietechnologie für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas hervor und spricht sich dafür aus, Deutschland und Europa zu Innovations- und Technologiestandorten für Traktionsbatterien zu entwickeln.
Der Rückblick auf Northvolt
Northvolt nahm 2022 die kommerzielle Produktion auf und plante, seine Kapazitäten durch neue Fabriken in Deutschland und Kanada zu erweitern. Dennoch führten Probleme mit der Qualität der produzierten Batteriezellen zu Stornierungen, einschließlich eines bedeutenden Auftrags in Höhe von 2 Milliarden Euro von BMW. Die Schwierigkeiten wurden nicht nur auf Northvolt zurückgeführt; der frühere CEO machte die gesamte Branche für die Krise verantwortlich. Diese Branchenproblematik spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen wider: Von 27 angekündigten europäischen Projekten für die Batteriezellenproduktion sind nur zwei in Betrieb, während 18 als gescheitert gelten.
Die Herausforderungen gehen über Northvolt hinaus. Während die europäische Batterieindustrie erhebliche Schwierigkeiten hat, haben asiatische Hersteller wie CATL anscheinend erheblichen Erfolg. Chinesische Unternehmen sichern sich Rohstoffe und erhalten staatliche Unterstützung für Investitionen, wodurch sie konkurrenzfähigere Preise anbieten können. Prognosen zeigen, dass chinesische Batterien bis 2024 um 24 % günstiger sein werden als US-Batterien und um 33 % günstiger als europäische.
Schwierige Aussichten für Europa
Die Überkapazitäten in der Branche sind alarmierend. Prognosen deuten darauf hin, dass bis 2030 Investitionen in Höhe von 1,1 Billionen Dollar erforderlich sind, während nur 242 Milliarden Dollar genügend wären, um die Nachfrage zu decken. Stefan Bratzel, Direktor des Center Automotive Management, warnt vor dem Aufgeben europäischer Ambitionen in der Batteriezellenproduktion. Er sieht die Gefahr, dass Europa noch weiter hinter China zurückfällt, wenn geeignete Lösungen nicht schneller gefunden werden. In diesem Kontext zielt der EU Net Zero Industry Act darauf ab, die Batteriekapazität bis 2030 auf 550 GWh zu erhöhen, um eine Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
Die gesamte europäische Batterieindustrie steht daher unter Druck, insbesondere vor dem Hintergrund der sinkenden Nachfrage nach Elektroautos. Neben Northvolt meldete auch das britische Startup Britishvolt Insolvenz an, während Italien Mittel für ein Batteriefabrikprojekt strich. In Anbetracht der gegenwärtigen Situation bleibt abzuwarten, ob Europa in der Lage sein wird, die offensichtlichen Herausforderungen zu meistern und einen Platz im globalen Batteriemarkt zu behaupten.