
Die europäischen Börsen zeigen derzeit Nervosität aufgrund eines drohenden Handelskonflikts zwischen der EU und den USA. Dies geht aus einem Bericht von Marketscreener hervor. US-Präsident Donald Trump hat kürzlich mit einem Zollaufschlag von 50 % auf EU-Importe gedroht, ein Schritt, der ursprünglich ab dem 1. Juni in Kraft treten sollte. Jedoch wurde die Maßnahme auf Bitten von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bis zum 9. Juli verschoben.
Unter den angegriffenen Sektoren, die unter dieser drohenden Zollerhöhung leiden könnten, stechen die Industrie, der zyklische Konsum, die Technologie sowie Banken und Versicherungen hervor. Diese Branchen sind stark vom Welthandel abhängig und sehen sich durch zusätzliche Zölle einem erheblichen Druck auf ihre Margen ausgesetzt. Besonders betroffen sind Unternehmen wie Siemens, Airbus, LVMH und Volkswagen, die bereits jetzt über eine sinkende Konsumbereitschaft und hohe Unsicherheiten klagen.
Die Widerstandsfähigen Sektoren
Im Gegensatz dazu zeigen sich einige Sektoren als robust gegenüber den wirtschaftlichen Turbulenzen. Lebensmittel- und Basiskonsumgüterhersteller wie Nestlé sowie die Tabakindustrie mit Unternehmen wie British American Tobacco und Imperial Brands profitieren von stabilen Margen und wiederkehrenden Einnahmen. Auch Versorgungsunternehmen wie Iberdrola und National Grid sowie die Immobilienbranche, vertreten durch Firmen wie Vonovia und Castellum, weisen eine geringe Korrelation zum Welthandel auf.
Zusätzlich zur Unsicherheit auf den Märkten könnte der drohende Handelskonflikt bedeutende Auswirkungen auf verschiedene Branchen haben. Besonders die Automobilindustrie muss sich auf Rückgänge einstellen. Laut Industrie.de drohen deutschen Herstellern wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen im Falle von Zöllen Exporteinbußen von bis zu 7,1 Prozent. Spanische und französische Automobilhersteller rechnen mit moderaten Rückgängen von 2,4 beziehungsweise 2,3 Prozent. Im Gegensatz dazu ist Renault, aufgrund seiner geringen Präsenz in den USA, kaum betroffen.
Auswirkungen auf andere Branchen
Die Chemieindustrie könnte ebenfalls erheblich unter den zukünftigen Zöllen leiden. Hersteller wie BASF, die bedeutende Produktionsstätten in den USA haben, stehen vor der Herausforderung, Marktanteile zu verlieren, sollte der Zoll auf chemische Produkte bis zu 20 Prozent betragen. Die Wiedereinführung von Zöllen auf Rohstahl und Aluminiumimporte könnte auch den Handelskonflikt mit der EU erneut anheizen, da 2018 EU-Exporte im Wert von 6,4 Milliarden Euro betroffen waren.
Angesichts dieser Zeichen haben europäische Entscheidungsträger bereits mit einer Doppelstrategie reagiert. Diese besteht sowohl aus diplomatischen Bemühungen als auch aus möglichen Gegenmaßnahmen. Dazu gehören umfassende Verhandlungen über neue Handelsabkommen mit Ländern wie der Schweiz und Mexiko sowie die Erwägung von gezielten Vergeltungszöllen auf sensible US-Produkte.
Um den Herausforderungen des drohenden Handelskonflikts zu begegnen, raten Experten den Unternehmen, ihre Strategien zur Risikominimierung zu optimieren. Dies umfasst die Einrichtung spezialiserter Teams, die Überwachung politischer Entwicklungen und die Durchführung detaillierter Lieferkettenanalysen. Durch Diversifizierung und eine Überprüfung der bestehenden Handelsabkommen könnten Unternehmen zudem ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und mögliche Zollbelastungen abfedern.