Der Goldpreis hat seit Anfang März einen Anstieg von 17 Prozent verzeichnet und erreicht nun rund 2400 US-Dollar je Feinunze, was ein Rekordniveau darstellt. Dieser starke Aufwärtstrend bei dem Edelmetall lässt Experten rätseln. Normalerweise werden Minuszinsen, ein schwacher Dollar, eine Finanzkrise oder geopolitische Unsicherheiten als Haupttreiber des Goldpreises angesehen. Aktuell sind einige dieser Faktoren vorhanden, wie beispielsweise der Konflikt im Nahen Osten und in der Ukraine sowie Probleme am chinesischen Immobilienmarkt. Trotzdem gibt es derzeit keine echte Finanzkrise, die den Goldpreis üblicherweise begünstigen würde.
Experten führen den aktuellen Preisanstieg vor allem auf zwei Hauptgründe zurück. Zum einen kaufen Notenbanken vermehrt Gold, mit insgesamt 36.000 Tonnen im Weltgoldrat – ein Rekordwert. Besonders China erweitert derzeit seine Bestände. Zum anderen spekulieren Finanzmarktakteure darauf, dass die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank die Zinsen in naher Zukunft deutlich senken werden. Dies würde Gold attraktiver machen im Vergleich zu Aktien oder Anleihen. Daher steigen spekulative Wetten auf den Goldpreis durch Derivate und Terminkontrakte, was den Preis weiter antreibt.
Verschiedene Banken und Analysten haben ihre Preisprognosen für Gold angehoben. Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht das Edelmetall Ende des Jahres bei 2700 US-Dollar pro Feinunze, während die Bank of America sogar 3000 Dollar im kommenden Jahr für möglich hält. Trotz einiger Belastungsfaktoren erwartet der US-Analyst David Rosenberg, dass der Preis über 3000 Dollar steigen wird, verweist dabei auf fallende Zinsen und bestehende Konflikte.
Neben den positiven Einschätzungen gibt es auch skeptische Experten, wie beispielsweise die deutsche Commerzbank. Diese bezeichnete den starken Preisanstieg im März als „rätselhafte Goldstärke“. Sie zweifeln daran, dass der Preisanstieg aufgrund der Käufe der Zentralbanken und Zinsprognosen gerechtfertigt ist. Für sie sind die möglichen Gewinne durch Zinssenkungen bereits eingepreist und die Inflation in den USA könnte eine Zinssenkung erschweren. Sie prognostizieren, dass der Goldpreis bis zum Jahresende auf 2100 US-Dollar sinken wird. Adrian Ash von Bullion Vault warnt ebenfalls vor einem möglichen Abwärtstrend, da kein Finanzmarkt langfristig nur steigt.
Experten empfehlen trotzdem eine gewisse Diversifizierung in Gold, vor allem in schwierigen Finanzmarktphasen. Eine Beimischung von fünf bis maximal zehn Prozent wird generell als sinnvoll erachtet. Es gibt Möglichkeiten, Gold in physischer Form zu erwerben, aber auch Finanzprodukte, die mit physischem Gold hinterlegt sind. Nach einem Jahr Haltedauer sind diese ebenso von der Abgeltungssteuer befreit wie Goldbarren und -münzen.