
Das Interesse an Bitcoin und anderen Kryptowährungen nimmt zu, insbesondere unter Family-Offices, die das Vermögen reicher Familien verwalten. Laut einer Umfrage der BNY Wealth, die 282 Family-Offices weltweit befragte, planen 74 Prozent der Investoren, in digitale Vermögenswerte zu investieren, nachdem ein erster Bitcoin-ETF eingeführt wurde. Dies geschieht auch im Kontext der Wahl von Donald Trump. Die regulatorische Klarheit wird dabei als Hauptgrund für das gestiegene Vertrauen in Krypto-Anlagen angesehen, da ein Bitcoin-ETF kostengünstige Investitionen ermöglicht, ohne dass direkt Bitcoin erworben werden muss.
Ein weiterer Aspekt ist, dass öffentliche Aktien nur noch 19 Prozent der investierbaren Vermögenswerte ausmachen, was einem signifikanten Rückgang von 28 Prozent im Vorjahr entspricht. In diesem Kontext setzen Family-Offices zunehmend auf Sachwerte wie Immobilien und Kryptowährungen als Schutz vor Inflation. Klaas Knot, Vorsitzender des Finanzstabilitätsrats (FSB), weist indes auf die Risiken hin, die Krypto-Assets für das Finanzsystem darstellen können.
Regulatorische Herausforderungen und Risiken
Die Beobachtungen des FSB unterstreichen die Bedenken hinsichtlich der möglichen systemischen Risiken, die von Kryptowährungen ausgehen könnten. Besondere Sorgen bereiten Stablecoins, die an Fiat-Währungen gekoppelt sind, da ihre Emittenten bedeutende Mengen an US-Staatsanleihen halten. Dies birgt potenzielle Risiken, die nicht ignoriert werden können. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die wachsenden Risiken durch Krypto-Assets und deren Verflechtungen mit dem traditionellen Finanzsystem hervorgehoben.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es notwendig, die Regulierungsrahmen an das sich entwickelnde Krypto-Ökosystem anzupassen. Krypto-Assets sind digitale Wert- oder Rechtsdarstellungen, die über Distributed Ledger Technology (DLT) gespeichert oder übertragen werden können. Die Technologie hinter Blockchain spielt hierbei eine zentrale Rolle. Die Regulierungsbehörden verfolgen das Prinzip „regulieren und eindämmen“, um das System zu steuern und potenzielle Ansteckungsrisiken zu minimieren.
EU-Verordnung und neue Standards
Ein bedeutsamer Schritt in der Regulierung ist die EU-Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCAR), die am 9. Juni 2023 veröffentlicht und am 29. Juni 2023 in Kraft trat. Die schrittweise Umsetzung dieser Verordnung beginnt Mitte 2024 und zielt darauf ab, einen harmonisierten rechtlichen Rahmen für Krypto-Assets zu schaffen, die nicht bereits durch andere EU-Vorschriften abgedeckt sind. MiCAR richtet sich an alle Teilnehmer des Kryptosystems, einschließlich Emittenten von Krypto-Assets und Anbietern von Krypto-Asset-Diensten.
Die Teilnehmer müssen zukünftig spezifische Regeln zur Investorenschutz und Risikobegrenzung einhalten, sowohl in Bezug auf Unternehmensführung als auch Kapitalanforderungen. In Deutschland überwacht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Emittenten stabiler Krypto-Assets und die Krypto-Asset-Dienstleister. Zudem wird die Aufsicht über bedeutende stabile Krypto-Assets an die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) übertragen. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) entwickelt internationale Standards für Banken, die Expositionen gegenüber Krypto-Assets eingehen, wobei diese bis zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden müssen.
Diese regulatorischen Initiativen sind entscheidend für den Verbraucherschutz und die Aufrechterhaltung der finanziellen Stabilität in der EU. Für Deutschland stehen notwendige nationale Gesetzesänderungen im Kontext der MiCAR an, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden.