
Bürgermeister Franz Stein hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung die finanziellen Herausforderungen der Gemeinde Reichertsheim thematisiert. Laut den Informationen von OVB Online beschreibt Kämmerin Doris Hauck die aktuelle Lage als „herausfordernd“, bedingt durch Personalfluktuationen und hohe Schulverbandsbeiträge. Diese Probleme haben einen nachhallenden Einfluss, dessen Auswirkungen Mitte nächsten Jahres noch spürbar sein werden.
Im Jahr 2024 erwartet die Gemeinde ein Jahresergebnis mit einem Überschuss von 420.000 Euro, trotz bestehender Personalengpässe in der Kämmerei. Allerdings wird für das laufende Jahr ein Rückgang der Gewerbesteuer prognostiziert. Die Zuweisungen steigen dennoch, während die Kreisumlage um 5 % im Vergleich zum Vorjahr sinkt. Gleichzeitig mussten die Schulverbandsbeiträge für die Gemeinden Ramsau und Gars erheblich angehoben werden; sie steigen um 88 % und belaufen sich nun auf insgesamt 438.000 Euro.
Haushaltsplanung und Investitionen
Die Planung des Haushalts für 2025 sieht umfangreiche Investitionen vor, während die Gemeinde in der Vermögenssituation immer mehr in die Schuldenfalle gerät. Die geplanten Investitionen umfassen unter anderem den Ausbau eines Nahwärmenetzes, die Flurneuordnung, den Breitbandausbau, sowie die notwendigen Förderungen für den Kindergarten und den Bauhof. Insgesamt sind Investitionen von 3,9 Millionen Euro notwendig, die durch einen benötigten Kredit von 900.000 Euro finanziert werden sollen.
Mit einem ersten Ansatz von 4,5 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt und knapp 4,2 Millionen Euro im Vermögenshaushalt wird die finanzielle Situation langfristig stabilisiert.
Die Anpassungen der Grundsteuer aufgrund einer Neubewertung und geänderter Hebesätze verschärfen die Situation zusätzlich: Der Hebesatz für die Grundsteuer A (landwirtschaftlich) liegt bei 520 %, während die Grundsteuer B (Wohnbebauung) bei 225 % liegt. Der Kredit für Investitionen führt zudem zu einem erwarteten Anstieg der Gemeindeverschuldung von 1,7 Millionen Euro auf voraussichtlich 4,1 Millionen Euro.
Gewerbesteuer und Vergleich zu Nachbargemeinden
Das geplante Gewerbesteueraufkommen wird mit 850.000 Euro beziffert und ist somit 54.000 Euro geringer als im Vorjahr. Für die Einkommensteueranteile zeichnet sich jedoch ein Rückgang auf 1,2 Millionen Euro ab. Der Schlüsselzuweisungen beläuft sich auf 378.000 Euro, während die Verbandsgemeinde-Umlage sich um 71.000 Euro auf nunmehr 609.000 Euro reduziert.
Die Auswirkungen der Gewerbesteuer auf die Gemeinde zeigen sich auch in einem Vergleich mit den umliegenden Gemeinden. Mehrere Gemeinden innerhalb eines Radius von 25 km haben niedrigere Hebesätze, darunter Amerang mit 290 %, Aschau a.Inn und Kirchdorf bei jeweils 300 %. Diese Unterschiede zeigen, dass Reichertsheim im regionalen Vergleich eine höhere Steuerlast trägt, was möglicherweise die Ansiedlung neuer Unternehmen erschweren könnte.
Im Hinblick auf die künftigen finanziellen Herausforderungen wurde der Haushalt und Finanzplan einstimmig beschlossen, jedoch ist die Gemeinde gefordert, Wege zu finden, ihre finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern.