
Fincantieri, der größte Schiffbauer Europas, plant, seine Unterwasserabteilung in den kommenden Jahren erheblich auszubauen. Vorstandsvorsitzender Giuseppe Folgiero betont in einem Interview mit der „Financial Times“, dass es für Europa an der Zeit sei, die Unterwasserverteidigung zu stärken. Dies wird insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022 deutlich, während der Russland wiederholt Vorwürfen der Sabotage unterliegende Unterwasserkabel gemacht wurde. Die steigenden Bedrohungen durch Unterwasserinfrastrukturen erforderten ein höheres Sicherheitsniveau; europäische Streitkräfte haben daher ihren Schutz verstärkt und eine neue NATO-Spezialeinheit eingerichtet, die wichtige Infrastrukturen überwacht.
Fincantieris Unterwasserabteilung hat sich auf die Entwicklung von U-Booten, Unterwasserdrohnen und anderen fortschrittlichen Technologien spezialisiert. Bis 2027 soll dieser Bereich 8% des gesamten Konzernumsatzes ausmachen, was etwa 820 Millionen Euro entspricht. Um diese Ziele zu erreichen, plant das Unternehmen eine Partnerschaft mit Graal Tech zur Entwicklung neuer Unterwasserdrohnentechnologien.
Strategische Übernahme zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten
Zusätzlich zu diesen Plänen hat Fincantieri kürzlich Leonardo S.p.A.’s Geschäftsfeld für Unterwasserwaffen und -systeme übernommen und damit WASS Submarine Systems gegründet. Der Kaufpreis für diese Übernahme liegt bei 287 Millionen Euro, könnte jedoch durch leistungsabhängige Boni auf bis zu 415 Millionen Euro steigen. Diese Akquisition wird als entscheidender Schritt für die Marineverteidigung betrachtet und zielt darauf ab, die technologischen Fähigkeiten Fincantieris im Unterwasserbereich zu stärken. Die Integration von Expertisen in Unterwasserakustik und fortschrittliche Waffensysteme ist dabei von zentraler Bedeutung.
Die Übernahme eröffnet Fincantieri außerdem neue Möglichkeiten für militärische und zivile Anwendungen, insbesondere zum Schutz kritischer Infrastrukturen wie Unterseekabel und Offshore-Energieanlagen. CEO Pierroberto Folgiero hebt die Bedeutung dieser Expansion für die technologische Führungsposition des Unternehmens hervor. Angesichts der steigenden Nachfrage nach fortschrittlichen Unterwassertechnologien wird erwartet, dass Nationen zunehmend in Verteidigungsfähigkeiten investieren.
Geopolitische Relevanz des Mittelmeers
Folgiero erwähnt auch die geopolitische Relevanz des Mittelmeers, das er als bedeutender für die Verteidigung in Europa erachtet, als die Ostsee. Unternehmen wie das deutsche Unternehmen Helsing arbeiten ebenfalls an innovativen Lösungen, indem sie mit der britischen Royal Navy neuen Unterwasserdrohnen zur Überwachung der Unterwasserinfrastruktur entwickeln. Fincantieri sieht sich in dieser dynamischen Branche als Vorreiter und möchte, durch strategische Maßnahmen wie diese Übernahme, seine Wettbewerbsposition weiter festigen.
Die nächsten Jahre werden entscheidend dafür sein, wie Fincantieri seine Vision umsetzt und ob das Unternehmen die gesteckten Wachstumsziele erreichen kann, um möglicherweise weitere Übernahmen oder Partnerschaften zu initiieren. Ein anhaltendes Interesse an der Stärkung der Unterwasserverteidigung könnte auch eine Welle ähnlicher Transaktionen innerhalb der Branche auslösen, da andere Unternehmen nach Wegen suchen, ihre Kapazitäten zu erweitern und zu verbessern.
Für detaillierte Informationen zu den Plänen von Fincantieri und den Entwicklungen in der maritimen Verteidigungsindustrie siehe Yahoo Finance und Maritime Technology Review.