
Im Bereich der Unternehmensfinanzierung gewinnen weibliche Business Angels zunehmend an Bedeutung. Conny Hörl, Unternehmerin und Business Angel, hebt hervor, dass der Anteil der Frauen in dieser Rolle vor sechs Jahren lediglich bei 8 % lag. In der heutigen Zeit ist es für Frauen jedoch wichtig, sich in einer von Männern dominierten Szene selbstbewusster zu präsentieren und ihr Kapital in vielversprechende Start-ups zu investieren. Männer neigen oft dazu, selbstbewusster aufzutreten, während Frauen sich häufig selbst in Frage stellen.
Hörl argumentiert, dass für das Unterstützen eines Start-ups kein Finanzprofi vonnöten ist; vielmehr sind Kontakte, Expertise und Lebenserfahrung entscheidend. Eine kreative, künstlerische Ausbildung kann beim Pitchen von Ideen von Vorteil sein. Diese Veränderungen erfolgen vor dem Hintergrund eines Berichts von EY, der besagt, dass 87 % des investierten Kapitals in Unternehmen mit rein männlichen Gründungsteams fließt.
Neue Ansätze und Veränderungen
Die Unternehmerin glaubt, dass Frauen einen bedeutenden Einfluss auf die Branche haben können, da sie geneigter sind, nachhaltiger und risikobewusster zu denken. Ein McKinsey-Report zeigt zudem, dass weibliche Investoren Wert auf gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert bei ihren Investments legen. Gleichzeitig identifiziert Hörl zahlreiche Lösungen für aktuelle Herausforderungen in den Bereichen Umwelt, Klima und Medizin, die allerdings zusätzliches Kapital und Unterstützung benötigen.
Das Risiko, das mit Investments in Start-ups verbunden ist, sollte nicht unterschätzt werden, weshalb Hörl vor jeder Investition das Team und die Idee genau bewertet. Ihre eigenen Investitionen sind nicht auf Altersvorsorge ausgerichtet; vielmehr interessiert sie, was sie mit ihrem Geld bewirken kann. Am 15. Mai 2025 wird sie als Keynote-Speakerin auf der Veranstaltung „Success Soirée“ im Club Balboa in Salzburg auftreten.
Forschung über weibliche Investoren
Im Rahmen einer Untersuchung des Vereins encourageventures e.V. im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurde das Verhalten weiblicher Business Angels näher beleuchtet. Die Studie basierte auf Tiefeninterviews mit 30 Investorinnen, darunter 20 erfahrene und 10 Neulinge, sowie einer Online-Befragung von 84 Teilnehmerinnen. Dabei wurde festgestellt, dass 50 % der Neuinvestorinnen und 40 % der erfahrenen Investorinnen ein weibliches Gründungsteam oder eine weibliche Zielgruppe des Start-ups präferieren.
- 40 % der Business Angels investieren nicht in Einzelpersonen.
- 30 % betrachten fehlende Diversität im Gründungsteam als Ausschlusskriterium.
- 80 % der Neuinvestorinnen haben eine persönliche Verbindung oder Expertise zu den Start-ups, in die sie investieren.
- 65 % der erfahrenen Investorinnen und 30 % der Neuinvestorinnen betrachten Rendite als wichtigstes Motiv für ihre Investments.
Weibliche Business Angels konzentrieren sich oft auf Branchen, die für weibliche Zielgruppen ansprechend sind und von männlichen Kollegen häufig übersehen werden. Während Rendite als notwendiges, jedoch nicht immer hinreichendes Motiv für Investitionen gilt, sind die Beweggründe von Investorinnen vielschichtiger und gehen über finanzielle Erträge hinaus. Dies könnte der Start-up-Szene in Zukunft einen frischen Wind verleihen.