
Der Bodensee, ein beliebtes Urlaubsziel in Deutschland und der Schweiz, verbirgt nicht nur idyllische Strände und malerische Dörfer, sondern auch zahlreiche Geheimnisse aus vergangener Zeit. Zwischen den sanften Wellen des Sees liegen hunderte von Schiffswracks, abgestürzte Flugzeuge sowie über 100 Leichen von seit Jahren vermissten Personen. Diese schaurigen Schätze machen die Region zu einem faszinierenden, aber auch riskanten Ort für Schatzsucher und Hobbyarchäologen.
Besonders bekannt ist das gescheiterte Bergungsprojekt des Dampfschiffes Säntis, das 1933 versenkt wurde. Der Schweizer Schiffsbergeverein unternahm im vergangenen Jahr einen Bergungsversuch, der jedoch nicht erfolgreich war. Das Schiff liegt in über 200 Metern Tiefe und ist daher nur mit speziellen Tauchrobotern erreichbar. Im Gegensatz dazu ist das Wrack der Jura, das 1864 nach einer Kollision sank, bei Hobbytauchern sehr beliebt und in etwa 40 Metern Tiefe gelegen.
Herausforderungen der Bergung
Kantonsarchäologe Hansjörg Brem äußert sich kritisch über die Methoden von Hobbyarchäologen. Er warnt davor, dass unsachgemäße Handhabungen von Tauchrobotern zu teils irreversiblen Schäden an den Wracks führen können. Früher, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden grobe Methoden bei der Schatzsuche verwendet, die oft zu erheblichen Zerstörungen führten.
Das Wrack der Jura ist ein Beispiel für solche Zerstörungen, da Souvenirjäger es stark beschädigt haben. Infolgedessen wurde es im Jahr 2004 als „Unterwasser-Industriedenkmal“ unter Schutz gestellt. Taucher dürfen es seitdem nur noch betrachten. Frühere Bergungspläne für die Jura wurden aufgegeben, und das Wrack wird am Grund des Sees verbleiben.
Geschichte und Zahl der Wracks
Der Bodensee beherbergt schätzungsweise 300 Wracks, von denen bis zu 50 identifiziert sind. Die Ursachen für die Schiffsuntergänge reichen von Unwettern und Kollisionen bis hin zu Kriegseinwirkungen. Das älteste bekannte Wasserfahrzeug aus dem Bodensee, ein Einbaum, datiert auf mindestens 3000 Jahre zurück.
Funde belegen, dass bereits im Jahr 1422 bei einem Schiffsuntergang vor Lindau 52 Menschen ertranken. Ein bemerkenswerter Schiffsfund ereignete sich 1981 vor Immenstaad, wo ein 18 Meter langer Rumpf geborgen und konserviert wurde. Dendrochronologische Datierung weist auf einen Bauzeitraum zwischen 1325 und 1350 hin. Im Mittelalter war Kloster Reichenau für den Schiffsverkehr im Bodensee bekannt, und auch viele andere Wracks aus dieser Zeit haben ihre Spuren hinterlassen.
Während einige Schiffe wie das Kohlenschiff und das Salzschiff noch gut erhalten sind und neue Informationen zum Schiffbau erwarten lassen, sind viele andere Wracks, wie die Ludwig, die 1861 nach einer Kollision sank, oder die Stadt Radolfzell, die 1919 wegen Überladung sank, längst nicht mehr geborgen.
Die Bergung und der Schutz dieser Schätze ist ein komplexes Thema, das sowohl historische als auch sicherheitstechnische Aspekte umfasst. Wie Brem betont, ist es oft schwieriger, ein Schiff an Land zu erhalten als im Wasser, was die Herausforderungen bei der Bergung weiter verstärkt. Trotz der Risiken, die die Schatzsucherei mit sich bringt, bleibt der Bodensee ein faszinierendes Ziel für Geschichtsinteressierte und Abenteurer.
Für mehr Informationen über die schiffsarchäologischen Funde und die Geschichte der Wracks im Bodensee können Interessierte Schwäbische sowie Wikipedia besuchen.