Investitionen

Handelsbeziehungen zwischen Russland und China: Ein sinkendes Vertrauen

China bleibt der zentrale Handelspartner Russlands, doch die wirtschaftliche Annäherung zwischen den beiden Ländern zeigt Anzeichen von Stagnation. Laut dem Bericht von Russland Capital haben chinesische Investoren ihre Tätigkeiten in Russland stark zurückgefahren. Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert vor dem Hintergrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen und der damit verbundenen Sanktionen, die nach dem Ukraine-Krieg gegen Russland verhängt wurden. Diese Sanktionen haben die russische Wirtschaft zunehmend von China abhängig gemacht, sodass nun über ein Drittel des gesamten Außenhandels Russlands mit China abgewickelt wird.

Der Rückgang des Handels ist signifikant. Im Zeitraum von Januar bis April 2025 sank der Handelsumsatz zwischen den beiden Ländern um 7,5 % auf 71 Milliarden Dollar. Im Jahr 2024 hatte der bilaterale Handel noch einen Rekordwert von fast 245 Milliarden Dollar erreicht, wobei China etwa 115,5 Milliarden Dollar an Waren nach Russland exportierte und die Importe aus Russland nahezu stabil bei 129,3 Milliarden Dollar blieben. Wie Telepolis berichtete, hängt dieser Rückgang mit verschiedenen Faktoren zusammen, darunter eine zunehmende Skepsis der chinesischen Investoren gegenüber dem russischen Markt.

Herausforderungen für chinesische Investitionen

Alexander Gabujew vom Carnegie-Zentrum in Berlin führt mehrere Gründe für den Rückgang chinesischer Investitionen an. Ein zentrales Problem ist der schlechte Ruf Russlands, der durch mangelnden Investitionsschutz und einen unklaren regulatorischen Rahmen exacerbiert wird. Zudem äußern Experten Bedenken bezüglich der Informationslage, die für chinesische Unternehmen über den russischen Markt und dessen Potenziale bestehen. Die letzte nennenswerte chinesische Investition, die über 100 Millionen Dollar betrug, fand im Jahr 2021 statt, als Sinopec 360 Millionen Dollar in Russland investierte.

Die Abneigung ist verständlich, bedenkt man auch die aktuellen geopolitischen Entwicklungen. So warnen westliche Staaten und das US-Finanzministerium vor den Folgen von Geschäftsbeziehungen mit Russland, insbesondere im Energiesektor. Janet Yellen hat bereits Drohungen gegen chinesische Unternehmen ausgesprochen, die Russland im Ukraine-Konflikt unterstützen.

Einblick in den Handelsmarkt

Ungeachtet der Herausforderungen und der Sorge um zukünftige westliche Sanktionen bleibt die Nachfrage nach chinesischen Waren in Russland stark. Insbesondere im Bereich der Elektronik und der Transportfahrzeuge ist ein Wachstum zu verzeichnen, was teilweise durch die reduzierten alternativen Optionen auf dem russischen Markt bedingt ist. Die Lieferung von Pkw aus China nach Russland ist jedoch rückläufig. Im April 2025 sank der Wert dieser Exporte um 16,2 % auf 507 Millionen Dollar, und in den ersten vier Monaten des Jahres halbierten sich die Ausfuhren chinesischer Autos auf 1,86 Milliarden Dollar.

Doch nicht alle Bereiche sind von Rückgängen betroffen. Die Lieferungen von Kraftfahrzeugteilen aus China nach Russland stiegen im gleichen Zeitraum um 4,4 % auf fast 754 Millionen Dollar. Zhou Liqun, der Vorsitzende des Verbands chinesischer Unternehmer in Russland, sieht Potenzial für einen Handelsumsatz von 300 Milliarden Dollar in den kommenden zwei bis drei Jahren, wenn Herausforderungen wie mangelnde Zahlungsfähigkeit und Sanktionen adressiert werden.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklung prognostizieren Experten ein langsameres Handelswachstum für 2025, während einige optimistische Stimmen wie Montufar-Helu weiterhin an ein potenzielles Wachstum des Handelsvolumens glauben.

Die Bilanz zwischen China und Russland bleibt kompliziert. Trotz der Schwierigkeiten zeigen sich Strömungen in Richtung weitergehender finanzieller Integration, einschließlich der Nutzung der Landeswährungen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die wirtschaftlichen Beziehungen die momentanen Hürden überwinden können.

Für detaillierte Informationen über die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern, empfiehlt sich ein Blick auf die Berichterstattung von Russland Capital und Telepolis.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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