Die Immobilienbranche in Deutschland durchlebt derzeit eine Zeit der Unsicherheit und Krise, die sich in steigenden Insolvenzzahlen widerspiegelt. Im ersten Quartal des Jahres 2024 mussten bereits 630 Unternehmen in der Immobilienbranche Insolvenz anmelden, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 18,6 Prozent entspricht. Die bekannt gewordene Insolvenz des großen Immobilienunternehmens Deutsche Invest Immobilien (D.i.i.) hat die Branche erschüttert und zusätzliche Verunsicherung geschaffen. Die Zukunftsprognose für die Branche ist düster, da Experten wie Christian Alpers von Falkensteg mindestens einen zweistelligen Anstieg der Insolvenzen für das laufende Jahr vorhersagen. Die Krise wird sich voraussichtlich bis weit ins Jahr 2026 fortsetzen, bevor sich eine Trendwende abzeichnet.
Besonders große Immobilienunternehmen mit Jahresumsätzen über zehn Millionen Euro sind von der Pleitewelle betroffen. Im ersten Quartal 2024 gab es bereits 21 Großinsolvenzen, verglichen mit nur sechs im Vorjahreszeitraum. Diese Situation hat die Frage aufgeworfen, ob es weiterhin sinnvoll ist, in Deutschland zu investieren, da die langfristigen Rahmenbedingungen für Projekte unsicher sind. Die Bauunternehmen leiden unter einem starken Auftragsrückgang, was es schwierig macht, Personal auszulasten und Strukturkosten anzupassen, um profitabel zu bleiben. Die Krise hat weitere Teile der Immobilien- und Bauwirtschaft erreicht und ein Ende ist momentan nicht absehbar.
Die Baukrise, die seit 2020 anhält, wird durch steigende Baukosten erschwert, was die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum stark beeinträchtigt. Wichtige Förderprogramme wurden kurzfristig auslaufen gelassen, was Investoren verunsichert hat und zu einer anhaltenden Unsicherheit führt. Die Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat außerdem dazu geführt, dass der Kauf von Einfamilienhäusern für die meisten Menschen unrealistisch geworden ist. Insgesamt herrscht derzeit eine Pause in der Branche, da Investitionen zurückgehalten werden und die Zukunft ungewiss ist.
Trotz der herausfordernden Zeiten gibt es Hoffnungsfelder innerhalb der Immobilienwirtschaft. Unternehmen, die sich auf energetische Sanierung spezialisiert haben, wie Heizungsbauer, Solarunternehmen und Handwerksbetriebe, sowie der Lager- und Logistikbau und der Industriebau, haben bisher nur geringe Insolvenzzahlen verzeichnet. Die Analyse von Falkensteg zeigt jedoch, dass die Insolvenzen nicht nur die Immobilienbranche betreffen, sondern auch über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg zugenommen haben. Im ersten Quartal 2024 gab es insgesamt 4520 Insolvenzen, ein Zuwachs von 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und 25,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.