
Im ersten Quartal 2024 ist die Zahl der Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen in Thüringen stark angestiegen. Das zeigt eine aktuelle Analyse, die besagt, dass Unternehmensinsolvenzen um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Insgesamt wurden 96 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet, was einen Anstieg von 18 Insolvenzen im Vergleich zum ersten Quartal 2023 bedeutet. Diese Entwicklungen sind Teil einer breiteren Insolvenzwelle, die auch andere Bundesländer betrifft.
Besonders betroffen sind die Kfz-Branche sowie die Industrie. So gab es allein 22 Insolvenzverfahren bei Kfz-Händlern und -Werkstätten sowie 11 im Industriebereich. Fachleute machen gestiegene Kosten und Absatzprobleme auf Exportmärkten für diesen Anstieg verantwortlich. Der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, erklärt, dass die Krisen der letzten Jahre nun in Form von Insolvenzen sichtbar werden, was den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter schwächt.
Verbraucherinsolvenzen und deren Auswirkungen
Die Verbraucherinsolvenzen zeigen ebenfalls einen alarmierenden Anstieg: Diese stiegen um 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was zu insgesamt 419 Verbraucherinsolvenzen führt. Auch in diesem Bereich sind die unbezahlten Forderungen gestiegen, die nun bei insgesamt 127,5 Millionen Euro liegen. Durchschnittlich schulden Verbraucher inzwischen 51.000 Euro, wo die Gläubigerforderungen mehr als doppelt so hoch sind wie im Vorjahr mit 61,6 Millionen Euro.
Insgesamt wurden in Thüringen im ersten Quartal 640 Insolvenzverfahren bei den Amtsgerichten eingereicht, was die Herausforderungen der sich zuspitzenden wirtschaftlichen Situation verdeutlicht. Laut dem aktuellen Bericht von Süddeutsche könnten die Insolvenzen in den kommenden Jahren weiter ansteigen, da der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft des Landes zunehmend spürbar werden.
Branchenübergreifende Effekte und Prognosen
Die Insolvenzwelle betrifft nicht nur einzelne Unternehmen, sondern hat auch Auswirkungen auf Blue-Collar-Arbeitsplätze: Rund 600 Arbeitnehmer haben ihre Jobs durch die Insolvenzen verloren. Trotz dieser besorgniserregenden Zahlen wird jedoch darauf hingewiesen, dass Insolvenzanträge nicht zwangsläufig das Ende für Unternehmen und Arbeitsplätze bedeuten müssen. Vielmehr handelt es sich oft um Restrukturierungsprozesse.
Im bundesweiten Vergleich hat Thüringen aktuell die niedrigste Insolvenzquote. Für 2023 werden in Thüringen 44 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen erwartet, gegenüber 39 im Vorjahr. Dennoch steht die Region vor Herausforderungen, da in Deutschland insgesamt ein Anstieg von fast einem Viertel bei den Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert wird, was auf die Furcht vor einer drohenden wirtschaftlichen Krise hinweist.
Die Deko-Kette Depot ist in diesem Zusammenhang als Beispiel zu nennen, deren Insolvenz viele überraschte. Die Insolvenz tritt in einem Jahr auf, in dem Creditreform bis Ende 2023 mit 22.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland rechnet, den höchsten Wert seit 2015. Dies zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist und dass eine weitere Zunahme von Insolvenzen zu erwarten ist, die möglicherweise die Höchstwerte von 2009 und 2010 erreichen könnten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher in Thüringen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, wobei die steigenden Insolvenzen sowohl Risiken als auch Chancen bieten könnten, um sich an die aktuelle Marktlage anzupassen.