
In Albstadt, einer Kleinstadt in Baden-Württemberg, hat der Unternehmer Kaspar Pfister seine Pläne für den Bau einer Pflegeschule mit einem Investitionsvolumen von 10 Millionen Euro gestoppt. Dies geschah vor dem Hintergrund einer steigenden Zustimmung zur Alternative für Deutschland (AfD), die bei der Bundestagswahl im Februar 2025 bundesweit 20,8 Prozent der Stimmen errang und im Osten, insbesondere in Albstadt, mit 37 Prozent der Stimmen einen hohen Rückhalt erhielt. Pfister begründete seine Entscheidung damit, dass er in einer derart politisch extremen Umgebung keine Ausbildungseinrichtung für ausländische Fachkräfte errichten könne. Der Oberbürgermeister Roland Tralmer (CDU) bedauert diese Entwicklung und warnt vor den negativen wirtschaftlichen Folgen des Erstarkens der AfD, die als „Standardfaktor“ für Unsicherheit in der Wirtschaft angesehen wird. Dies entspricht der Ansicht vieler Unternehmer und Ökonomen, die vor den Auswirkungen populistischer Politik warnen, da der AfD ein steigender Einfluss auf den Arbeitsmarkt und die Zuwanderung zugeschrieben wird. [fr.de berichtet, dass sie in einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) einen besorgniserregenden Trend beobachten konnten: 48 Prozent der Unternehmer in AfD-Hochburgen haben Schwierigkeiten, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen.
Diese Problematik spiegelt sich in einem umfassenderen diskursiven Kontext wider. In Ostdeutschland erleben wir beispielsweise, dass der Fachkräftemangel bis zum Jahr 2035 in Thüringen zu einem Verlust von etwa 385.000 Arbeitskräften führen könnte. Dennoch zeigen Umfragen, dass die Wirtschaftskompetenz der AfD für die Wählerschaft in Sachsen und Thüringen eine untergeordnete Rolle spielt. Laut aktuellen Umfragen setzen lediglich 13 Prozent in Sachsen und 12 Prozent in Thüringen die wirtschaftlichen Ansichten der AfD in den Mittelpunkt ihrer Wahlentscheidung. Die anstehenden Landtagswahlen am 1. September 2024 werfen bereits ihre Schatten voraus, und vor der Wahl in Sachsen liegt die CDU derzeit noch vor der AfD, wie aus [zdf.de hervorgeht.
Herausforderungen im Fachkräftebereich
Die zunehmende Zustimmung zur AfD stellt eine erhebliche Herausforderung für die Wirtschaft dar. Unternehmer wie Pfister befürchten, dass eine restriktive Migrationspolitik, wie sie im Wahlspruch der AfD gefordert wird, die ohnehin angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärfen könnte. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Zahl der deutschen Pflegekräfte konstant bleibt, während in der Altenpflege ein Rückgang zu verzeichnen ist. Gleichzeitig steigt der Anteil ausländischer Beschäftigter auf 20 Prozent. Um dem Bedarf an Pflegekräften in Deutschland gerecht zu werden – der sich seit 2014 auf 5,6 Millionen Pflegebedürftige verdoppelt hat – wäre es daher notwendig, die Attraktivität des Standorts Deutschland für ausländische Fachkräfte zu verbessern.
In Sachsen verdienen 24,1 Prozent der Beschäftigten weniger als 14 Euro die Stunde, was über dem Bundesdurchschnitt liegt. Diese Umstände werden durch die Forderungen innerhalb der AfD nach Entlastungen für Unternehmen und einer grundsätzlichen Ablehnung gegenüber einer Willkommenskultur für ausländische Arbeitskräfte kontrastiert. Während einige AfD-Politiker wie Jörg Urban auf eine Entlastung der Unternehmen setzen, um faire Löhne zu ermöglichen, warnen Wirtschaftsvertreter wie Monika Schnitzer vor den negativen Auswirkungen einer Politik, die gegen Zuwanderung argumentiert.
Wirtschaftliche Perspektiven in Ostdeutschland
Trotz dieser Herausforderungen hat Ostdeutschland durchaus wirtschaftliche Standortvorteile, insbesondere in den Bereichen Mikroelektronik, Software und erneuerbare Energien. Nils Aldag von Sunfire hebt die Chancen hervor, die sich in der Branche der erneuerbaren Energien bieten. Diese positiven Aspekte stehen jedoch im Gegensatz zu der Tatsache, dass die AfD in Teilen den menschengemachten Klimawandel leugnet und weiterhin auf Kohle und Atomstrom setzt. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, kritisiert die Weigerung der AfD, den Herausforderungen des Klimawandels durch den Ausbau erneuerbarer Energien zu begegnen.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland erfordert von den politischen Entscheidungsträgern eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl die notwendige Fachkräftezuwanderung als auch das wirtschaftliche Wachstum fördert und gleichzeitig die gesellschaftlichen Spannungen in den Griff bekommt.