
In einer Zeit, in der der Wohnungsmarkt in Deutschland weiterhin unter Druck steht, rücken sozial geförderte Wohnprojekte zunehmend in den Fokus privater Investoren und institutioneller Akteure. Kingstone Real Estate (Kingstone RE) hat jüngst den Ankauf eines Wohnhauses mit 48 Mietwohnungen in Weil am Rhein angekündigt, welche nach ihrer Fertigstellung Ende 2026 in den Fonds „Kingstone Bezahlbares Wohnen Deutschland“ überführt werden sollen. Dies stellt einen bedeutenden Schritt dar, da solche Wohnungen bislang vor allem von kommunalen und genossenschaftlichen Unternehmen gehalten wurden. Privater Einfluss im öffentlich geförderten Wohnungsbau wächst stetig.
Der CEO von BPD Immobilienentwicklung GmbH, Alexander Heinzmann, bestätigt dieses Phänomen, indem er auf das gestiegene Interesse privater Investmentmanager an sozial gefördertem Wohnraum hinweist. Auch Bonava schildert einen Anstieg an Anfragen von Family Offices und Stiftungen, die zunehmend in solche Projekte investieren möchten. Diese Entwicklung zeigt, dass sozial geförderte Wohnungen nicht nur aus sozialer, sondern auch aus finanzieller Perspektive in den Vordergrund rücken.
Attraktive Renditen und Förderungen
Besonders bemerkenswert ist die Rendite, die Kingstone RE Investoren anbietet: zwischen 4 und 4,5 Prozent, während frei finanzierte Neubauwohnungen nur bis zu 2 Prozentpunkte weniger bringen. Thomas Meyer von Wertgrund Immobilien sieht die Renditen im Bereich von 2 bis 3,5 Prozent für frei finanzierte Wohnprojekte und hebt die attraktiven Förderbedingungen in einigen Bundesländern hervor. Diese Förderungen können insbesondere die Rentabilitätslücke schließen, die durch gestiegene Bau- und Kapitalkosten entstanden ist, wie Dr. Sören Gröbel von JLL erläutert.
In vielen Bundesländern, darunter Bayern und Baden-Württemberg, sind Fördermodelle verfügbar, die Neubau und Sanierung wirtschaftlich rentabel machen. Der Fokus liegt auf der sozialen Mietwohnungen, die eine der drei Säulen der Immobilienförderung darstellen. In diesem Kontext ist es nicht verwunderlich, dass das Interesse an gefördertem Wohnraum als wirtschaftlich sinnvolle und sozial nachhaltige Investition zunimmt.
Wettbewerb um Fördergelder
Verbandsdirektoren fordern daher ein langfristiges Engagement in Quartieren und warnen vor einer kurzfristigen Betrachtung geförderter Wohnungen als Renditeobjekte. Alexander Rychter vom VdW Rheinland Westfalen spricht sich für ein neues Bewilligungssystem aus, das Qualität und sozialen Mehrwert der Projekte in den Mittelpunkt rückt. Angesichts der angestrebten Schaffung von 430.000 neuen Sozialwohnungen bis 2035 und eines vorhandenen Defizits von über 900.000 lädt der steigende Druck auf die Fördermittel dazu ein, innovative Lösungen zu finden.
Kooperationen zwischen privaten und öffentlichen Akteuren
In diesem Zusammenhang sind auch erfolgreiche Kooperationen zwischen privaten Akteuren und kommunalen Wohnungsunternehmen zu beobachten. In Berlin beispielsweise entwickeln private Unternehmen geförderte Wohnungen für landeseigene Unternehmen, was als positives Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit gilt. Florian Lanz von Laborgh Investment GmbH zieht es vor, seine Projekte an landeseigene Unternehmen zu verkaufen, da er deren Stabilität und die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen schätzt.
Die Aussichten für sozial geförderte Wohnungen könnten also nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch für private Investoren lukrativ sein, insbesondere vor dem Hintergrund der ESG-Anforderungen, die die Attraktivität dieser Anlageklasse weiter steigern. Investoren erkennen zunehmend, dass sozial geförderter Wohnraum nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine rentable und nachhaltige Möglichkeit darstellt, am Wohnungsmarkt zu partizipieren.
Die aktuellen Entwicklungen deuten klar darauf hin, dass der Wettbewerb um Fördermittel im Bereich der Sozialwohnungen zunehmen wird. Die Notwendigkeit qualifizierter und langfristiger Investitionen steht dabei im Vordergrund, um den Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt gerecht zu werden. Mehr Informationen zu diesen Themen finden Sie bei Haufe und Vermieter-Ratgeber.